Unrecht beseelt Roboter

Maschinen erscheinen uns menschlicher, wenn ihnen Leid zugefügt wird

Roboter haben keine Seele. Sie können nicht fühlen wie wir, nicht lachen, nicht leiden. Das zumindest ist die erste normale Empfindung, die wir haben, wenn wir mit ihnen zu tun haben. Wenn ihnen aber jemand mit dem Skalpell zu Leibe rückt oder mutwillig etwas an ihnen zerstört, dann fühlen wir, dass hier ein Unrecht geschieht. Und wo ein Unrecht geschieht, muss auch ein Opfer sein. Und ein Opfer, hat möglicherweise Angst, empfindet vielleicht Schmerzen, leidet.

Der Mensch neigt dazu, Robotern und anderen Wesen ohne Bewusstsein einen menschenähnlichen Geist mit all seinen Empfindungen zuzuschreiben, sobald sie zur Zielscheibe von moralisch verwerflichem Verhalten werden. Das haben amerikanische WissenschaftlerInnen um Adrian Ward in fünf verschiedenen Studien herausgearbeitet. Sie wollten untersuchen, wie das moralische Empfinden und die Wahrnehmung von Wesen ohne Bewusstsein zusammenhängen.

*Roboter unterm Skalpell*
In ihren Studien untersuchten sie beispielsweise, wie Testpersonen einen Wachkomapatienten wahrnehmen, der in einer Geschichte bschhrieben wurde. Kann er noch fühlen und denken? Ja, sagten die Testpersonen, wenn in der Geschichte eine Krankenschwester vorkam, die ihm absichtlich die Nahrungszufuhr kappte. Nein, sagten die meisten, wenn die beschriebene Krankenschwester ihre Arbeit vorschriftsgemäß erledigte. Auch einem Roboter wurden mehr menschliche Gefühlsregungen zugetraut, wenn er Opfer eines Skalpellangriffs durch einen Forscher wurde.

Absurderweise funktioniert das Ganze aber nur, wenn das Opfer sich zuvor in einem desolaten seelischen Zustand befindet oder gar keine Seele hat, wie etwa ein Roboter.

*Entmenschlichung fühlender Menschen?*
Wenn die Testpersonen hingegen von einer gesunden jungen Frau lasen, die Opfer von sexuellem Missbrauch durch ihren Chef wurde, dann schrieben sie ihr weniger seelische Empfindungen zu als wenn sie von einer Frau lasen, deren Chef sich einwandfrei verhielt. Wird also ein fühlender Mensch zum Opfer, dann passiert offenbar genau das Gegenteil. Wir entmenschlichen ihn und unterstellen ihm weniger Empfindungsfähigkeit. 

Für Ward erklärt das, warum Menschen beim Betrachten einer Laborratte, eines Gorillas, eines Komapatienten oder eines Fötus zum Teil komplett unterschiedliche Fähigkeiten des Denkes, Fühlens und des Bewusstseins unterstellen.

*Heißdiskutiert: Haben Wachkomapatienten ein Bewusstsein?*
Für die ForscherInnen können die Erkenntnisse für mehr Verständnis in verschiedenen heißdiskutierten Themenfeldern sorgen, etwa wenn es darum geht, zu entscheiden, ob ein Wachkomapatient ein Bewusstsein hat oder ob Laborratten auch etwas fühlen.

Wenn ihr diesen Effekt mal in "freier Wildbahn" beobachten wollt, dann piekst einfach ein fremdes  Stofftier mit Nadeln. Auch wenn der/die BesitzerIn ganz sicher nicht mehr glaubt, dass das Stofftier ein fühlendes Wesen ist, wird sie vor Mitleid dahinschmelzen und es mit Zähnen und Klauen verteidigen ;-).

Kennst du dieses Phänomen?

Quelle:

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 18. Juni 2013