Schädliche und unbekannte Substanzen im Alltagsplastik

Wissenschaftler_innen der Forschungsgruppe PlastX haben 34 Alltagsprodukte aus Kunststoff auf ihre Zusammensetzung und Giftigkeit überprüft.

Alttagsplastik

Eigentlich kann man das Wort Plastik schon nicht mehr hören. Es ist überall, verschmutzt die Umwelt und die Meere. Es ist im Wasser, in der Luft, in unserem Essen, unserer Kosmetik und in allen Schlagzeilen. Es ist im Menschen nachweisbar, schon Kinder sind voller Plastik. Trotzdem ist Plastik bis heute ein beinahe unverzichtbares Material, von dem wir ständig umgeben sind. Tupperdosen und Trinkflaschen, Autos, Möbel, Klamotten und Knöpfe, Stifte, Küchengeräte und unser Handy - nichts kommt ohne Plastik aus. Denn es hat wirklich sehr günstige Eigenschaften. Es ist langlebig, elastisch und trotzdem bruchfest, temperaturbeständig und preiswert.

*Cocktail von Substanzen*
Aber es ist vor allem so vielseitig, weil das auf Erdöl basierende Material durch Zusatz unterschiedlicher Stoffe für unterschiedliche Anwendungen tauglich gemacht wird: Weichmacher, Stabilisatoren und Farbstoffe. Zudem entstehen während des Produktionsprozesses zahlreiche Neben- oder Abbauprodukte. „In dem komplexen Herstellungsprozess von Kunststoffen entsteht ein regelrechter Cocktail an Substanzen, von denen wir einen Großteil überhaupt nicht kennen“, sagt die Leiterin der Forschungsgruppe PlastX, Carolin Völker.

In einer Laborstudie haben die Wissenschaftler_innen der Forschungsgruppe PlastX unter der Leitung des ISOE und in Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität Frankfurt und der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegen deshalb 34 Alltagsprodukte aus Kunststoff auf ihre Zusammensetzung und Giftigkeit überprüft. Sie analysierten Joghurtbecher, Trink- und Shampoo-Flaschen aus acht verschiedenen Kunststofftypen. Um mögliche schädliche Effekte der Chemikalienmischung zu analysieren, wurden die Substanzen im Labor aus den Produkten herausgelöst und in Zelltests eingesetzt.

*Schädliche Chemikalien in drei von vier Produkten*
Dabei fanden sie in drei von vier getesteten Kunststoffprodukten schädliche Chemikalien, darunter auch solche, die toxisch auf Zellen wirken oder hormonähnliche Effekte hervorrufen. Die Erstautorin der Studie, Lisa Zimmermann, berichtet, sie seien überrascht von der großen Anzahl von Chemikalien in den Produkten und kritisiert, dass einige davon nicht in Kunststoffen vorkommen sollten, da nicht bekannt sei, wie sie sich auf unsere Gesundheit auswirkten. In einzelnen Produkten seien mehr als 100 verschiedene Substanzen gefunden worden. Insgesamt stießen die Forscher_innen auf 1400 Substanzen, von denen im Labor nur 260 identifiziert werden konnten. Der Rest: unbekannt. Die Autor_innen weisen darauf hin, dass damit auch die gesundheitlichen Auswirkungen von Chemikalien in Kunststoffen weitgehend unbekannt sind. Lediglich einzelne Chemikalien wie Bisphenol A, das gesundheitsgefährdend ist, sind bisher gut untersucht.

*Es geht auch anders*
Ehe ihr jetzt eure Joghurtbecher und Shampoo Flaschen entsetzt von euch schleudert: nicht in allen Produkten wurden schädliche Substanzen gefunden, was zeigt, dass es auch anders geht. Weil es für uns beim Einkauf nicht erkennbar ist, welche Produkte schädliche Substanzen enthalten könnten, müssen hier die Hersteller zur Verantwortung gezogen werden und dafür sorgen, dass die Produkte unbedenklich sind.

*Was ihr tun könnt*
Auch angesichts wachsender Abfallberge ist es sinnvoll, Plastikverpackungen so weit es geht zu vermeiden. Leider ist das aber nicht immer möglich. Zumindest sollte man der Gesundheit zuliebe, Plastikprodukte nicht erhitzen, denn die Hitze fördert das Übertreten der Chemikalien in die Lebensmittel. Papier, Karton und „Bioplastik“ sind auch nicht unbedingt sicherer, da aus ihnen ebenfalls Chemikalien übertreten können. Bioplastik kann ganz ähnliche Probleme bereiten wie herkömmliche Kunststoffe, denn die Bauart ist letztlich die gleiche, auch wenn andere Rohstoffe dafür herangezogen werden.

Die Ergebnisse der PlastX-Studie sind in der Zeitschrift „Environmental Science and Technology“ erschienen.

Quellen:

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung