Typisch Gamer?

Die Hälfte der Frauen verharmlosen sexuelle Übergriffigkeiten bei Onlinespielen

Anzügliche Bemerkungen, Nacktbilder, Vergewaltigungsdrohungen - auch beim Online-Gaming sind Frauen sexistischen Unerträglichkeiten ausgesetzt, aber wie eine neue Studie des Kinsey-Instituts zeigt, bezeichnen nur 50,5 % der Frauen, die solche Erfahrungen machten, die entsprechenden Vorfälle als sexuelle Übergriffe. Bei den Frauen, die während des Spielens Zeugin sexueller Belästigung anderer Frauen wurden, sank diese Zahl weiter auf nur 42,2 %. 

An der Studie nahmen 182 Frauen aus Nordamerika teil, die mindestens einmal pro Woche Online-Videospiele spielten. Die Forscher:innen untersuchten eine Vielzahl von Verhaltensweisen der sexuellen Belästigung, von unerwünschten sexuellen Bemerkungen über explizite Bilder bis hin zu sexuellen Drohungen. Im Einklang mit anderen Studien stellten sie fest, dass sexuelle Belästigung bei Online-Spielen oft vorkommt: 56,6 % der Teilnehmerinnen erlebten eine oder mehrere Arten sexueller Belästigung beim Online-Spielen und 45,6 % wurden Zeugin sexueller Belästigung gegenüber anderen Frauen. 

Bei den meisten Tätern handelte es sich um Fremde (79,8 %), und zu den häufigsten Arten der sexuellen Belästigung gehörten unaufgeforderte sexuelle Bemerkungen, anhaltende Kontakt-Anfragen und sexuelle Drohungen, wenn Frauen darum gebeten hatten, damit aufzuhören. Doch selbst bei eindeutigen Beispielen (einschließlich Vergewaltigungsdrohungen) benannten viele Teilnehmerinnen ihre Erfahrungen nicht als sexuelle Belästigung und taten das Verhalten stattdessen oft als "typische Gamer-Interaktionen" ab. Und das, obwohl die Frauen berichteten, dass diese Vorfälle auf einer 5-Punkte-Skala unterschiedlich starkes Leid (3,32), Verlegenheit (2,29), Frustration (4,08) und Angst (2,86) auslösten.

Sexuelle Belästigung im Internet ist ein großes Problem

"Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit einer Vielzahl von Forschungsergebnissen, die zeigen, dass Frauen ihre nicht einvernehmlichen sexuellen Erfahrungen oft nicht als Vergewaltigung, sexuelle Nötigung oder sexuelle Belästigung bezeichnen. Dies ist ein Faktor, der Frauen möglicherweise davon abhält, diese Vorfälle zu melden", sagte Dr. Zoe Peterson, Direktorin der Forschungsinitiative zum Thema sexuelle Übergriffe des Kinsey-Instituts und leitende Wissenschaftlerin dieser Studie. "Es ist unfair, von Frauen zu erwarten, dass sie die Verantwortung für die Suche nach Schutz tragen, wenn Online-Gaming-Unternehmen Systeme einführen könnten, die sie proaktiv schützen."

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sexuelle Belästigung im Internet ein großes Problem darstellt, das psychische Probleme verursacht und sich negativ auf das gesamte Spielerlebnis von Frauen auswirkt, auch für diejenigen in ihrem Umfeld, die Zeug:innen der Attacken sind. Die Autor:innen betonen, dass Spieleunternehmen diese Verhaltensweisen proaktiv überwachen und angehen müssten. Sie sollten sich nicht nur auf Berichte von Spieler:innen verlassen, eine sicherere Online-Umgebung schaffen und die Täter zur Rechenschaft ziehen. 

"Als weibliche Spielerin habe ich selbst unzählige Vorfälle erlebt und gesehen, bei denen Frauen beim Spielen belästigt wurden. Ich hoffe, dass meine Forschung dazu beiträgt, die Gaming-Community zu einem besseren Ort zu machen, indem sie Gaming-Organisationen dazu ermutigt, bessere Wege zu finden, um weibliche Gamer zu schützen und zu unterstützen", sagte Yiyao Zhou, eine Doktorandin der Beratungspsychologie und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kinsey-Institut, die diese Studie leitete.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 21. Mai 2024