Beklemmend, schockierend und doch hoffnungsvoll - „The Glass Girl“ von Kathleen Glasgow spiegelt eine große Palette an Gefühlen wider.
Der Jugendroman handelt von der 15-jährigen Bella, deren Leben nach der Scheidung ihrer Eltern, dem Tod ihrer geliebten Großmutter und einer sehr schmerzhaften Trennung von ihrem Freund Dylan außer Kontrolle gerät. Um ihren Schmerz zu betäuben, greift Bella zu Alkohol. Anfangs gemeinsam mit ihren Freundinnen, doch dann immer öfter auch alleine. Als die Situation eskaliert und sie im Krankenhaus aufwacht, muss sie sich in einer Entzugsklinik ihren Problemen stellen.

Kathleen Glasgow schrieb eine intensive, zutiefst bewegende Geschichte, die sich mit den Themen Alkoholsucht, Verlust und Selbstfindung auseinandersetzt. Dabei fängt sie sowohl die inneren Konflikte und Verzweiflung von Bella, wie auch den Rauschzustand ein. Letzteres gelingt ihr durch den Wechsel zwischen klaren Gedanken und wirren, fragmentierten Momenten. Durch diese Erzählweise erleben die Lesenden die innere Zerrissenheit der Protagonistin unmittelbar mit.
In der Entzugsklinik trifft Bella auf andere Jugendliche und deren Probleme. Dadurch zeigt der Roman die universelle Tragweite von Sucht und Trauma, sowie den langwierigen und schmerzhaften Weg bis zur Heilung auf.

„The Glass Girl“ thematisiert auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die besonders die Beziehung zu ihrer Großmutter prägte und Ängste hervorrief. Auch andere Themen, die angesprochen werden, wie die psychische Gesundheit, familiäre Konflikte, Trauer und die Suche nach der eigenen Identität, geben dem Roman noch mehr Relevanz für Jugendliche und junge Erwachsene.

Dieses Buch ist ein Wechselbad der Gefühle, durchgehend authentisch geschrieben und mit thematischem Tiefgang. Es lässt den Lesenden nicht selten mit einem beklemmenden Gefühl zurück, schafft es aber auch hoffnungsvolle Lichtblicke zu schenken. Eine Empfehlung für alle, die mehr als nur gute Unterhaltung suchen.


Erschienen bei Fischer Sauerländer