Gibt es Wichtigeres?

Studie des Umweltbundesamtes: Menschen in Deutschland blicken zunehmend pessimistisch auf den Klimawandel und sorgen sich wegen gesundheitlicher Folgen der Erderwärmung. Aber das Thema Klimaschutz ist trotzdem in den Hintergrund geraten.

Wir verschließen die Augen vor der größten Bedrohung der Menschheit

Wer sich die Auswirkungen des Klimawandels auf die Menschheit, ihre Lebensräume, Gesundheit und Ernährung von Expert:innen erklären lässt, kann eigentlich nur staunen, dass die Bekämpfung des Klimawandels vielen Menschen aktuell nicht so vorrangig erscheint. Eine aktuelle Umfrage des Umweltbundesamtes (UBA) zum Umweltbewusstsein in Deutschland zeigt zwar, dass den Menschen in Deutschland der Schutz von Umwelt und Klima weiterhin wichtig ist, dass sie andere Themen und Krisen aktuell aber dringlicher finden - zum Beispiel die Situation im Gesundheits- oder Bildungssektor, die wirtschaftliche Entwicklung oder die öffentliche Sicherheit und Kriege.

Gesundheitliche Folgen machen Angst

Es ist verständlich, dass Kriege und ein wirtschaftlicher Abschwung den Menschen für den Moment mehr Sorgen bereiten, anderseits zeigt die Umfrage auch, dass die Menschen skeptischer sind als bisher, ob der Klimawandel und seine Folgen überhaupt noch eingedämmt werden können, und dass ihnen das durchaus Kopfzerbrechen bereitet. Vor allem die gesundheitlichen Auswirkungen werden mit Sorge betrachtet. Die Umfrage zeigt, dass viele Menschen sich bereits jetzt durch Hitzeperioden gesundheitlich belastet fühlen und etwa ein Viertel der Befragten gab an, keinen ausreichenden Hitzeschutz im Wohnumfeld zu haben.

Andere Aspekte werden hingegen weniger problematisch gesehen als angebracht wäre. So zeigt die Studie, dass wissenschaftliche Erkenntnisse viele Menschen nicht erreichen. So wird in der Umweltforschung auf den prekären Zustand der ⁠Biodiversität⁠, im Zusammenspiel mit dem Klimawandel, und deren gravierende Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährung hingewiesen. Diese komplexen Umweltrisiken werden von den Befragten eher unterschätzt. Dementsprechend ist der Rückhalt gegenüber wichtigen Zielen des Klimaschutzes gesunken: Nur noch 57 Prozent halten es für sehr wichtig, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen – das sind fünf Prozent weniger als 2022. Während 2022 noch 57 Prozent und 2020 sogar 65 Prozent den Schutz von Umwelt und ⁠Klima⁠ als sehr wichtig betrachteten, sind es in der aktuellen Umfrage nur noch 54 Prozent.

Nur bei einzelnen konkreten Themen findet sich weiterhin breite Zustimmung. Der Kampf gegen die Plastikvermüllung und das Artenaussterben, die sichere Entsorgung von Atommüll und der Schutz von Wäldern, Mooren und anderen Ökosystemen werden für etwas wichtiger gehalten als zwei Jahre zuvor.

Weitreichende Folgen für Mensch, Umwelt und Wirtschaft

⁠UBA⁠-Präsident Dirk Messner sagt: „Die Wissenschaft ist sich einig: Wir können den sich weiter beschleunigenden ⁠Klimawandel⁠ mit weitreichenden Folgen für Mensch, Umwelt und Wirtschaft nur verhindern, wenn wir jetzt den Schutz des Klimas rasch und konsequent umsetzen. Andernfalls bürden wir den folgenden Generationen enorme Kosten und Risiken auf. Wir brauchen den Klimaschutz auch als Strategie der Wohlstandsicherung und der Stärkung unserer Lebensqualität. Klima- und Umweltschutz gehören dringend ganz oben auf die politische und öffentliche Agenda.“

Klimawandelfolgen: Sinkende Zuversicht

Mit Blick auf die Folgen des Klimawandels schwindet zunehmend der Optimismus der Deutschen: Nur ein knappes Drittel der Befragten ist davon überzeugt, dass Deutschland die Folgen des Klimawandels angemessen bewältigen kann. Dies ist der niedrigste Wert in dieser Zeitreihe seit dem Jahr 2002.

Im Prinzip lässt sich die Studie also so zusammenfassen: Es wird schlimm, aber wir glauben selbst nicht mehr daran, dass wir oder die Politik, die uns vertritt, daran etwas ändern können. Darum richten wir unser Augenmerk und Anstrengungen lieber auf scheinbar dringlichere, weil aktuelle, kurzfristige und konkrete Themen. Dabei übersehen wir, dass all diese Themen nichts gegen das sind, was uns erwartet, wenn wir weiterhin nichts gegen die globale Erwärmung tun. Das sollte uns Sorge bereiten, ganz besonders allen jungen Menschen, die mit den Konsequenzen noch viel länger klarkommen müssen.

Für die aktuelle Umweltbewusstseinsstudie wurde im Herbst 2024 im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des UBA eine repräsentative Befragung unter 2.552 Bürgerinnen und Bürgern ab 18 Jahren durchgeführt (überwiegend online).

Quelle

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 13. Mai 2025