Stress wegglotzen?

Neue US-Studie: Kurze inspirierende Videos können genauso effektiv gegen Stress wirken wie Meditation

Wer gestresst ist, bekommt oft viele gute Ratschläge wie mehr zu schlafen, spazieren zu gehen, Yoga zu machen oder zu meditieren. Obwohl es viele wirksame Strategien gibt, um mit Stress umzugehen, fühlen sich doch viele oft zu beschäftigt oder überfordert, um diese Methoden anzuwenden. Eine neue Studie von Robin Nabi von der University of California Santa Barbara verspricht nun, dass auch ein wohldosierter Medienkonsum den Stresslevel senken könnte.

Medienkonsum gegen Stress? Normalerweise raten Gesundheitsexpert:innen doch energisch davon ab! „Vielen von uns wird gesagt, dass wir Medien meiden sollten, wenn wir gestresst sind. Tatsächlich neigen wir als Gesellschaft dazu, die Nutzung von Medien sehr negativ zu betrachten. Aber Medien gehören zu den am häufigsten eingesetzten Stressreduzierungsmethoden. Das kann Vorteile bieten, insbesondere wenn es um Entspannung geht“, so die Forscherin.

Um das Potenzial kurzer Online-Videos zur Stressreduzierung zu untersuchen, führten Nabi und ihre Kolleg:innen ein vierwöchiges Experiment mit mehr als 1.000 Erwachsenen in den USA durch. Das Online-Experiment fand zwischen Thanksgiving und Weihnachten statt, einer Zeit, in der Amerikaner:innen häufig unter Stress stehen.
Die Teilnehmenden füllten zunächst einen Fragebogen aus, um ihr anfängliches Stressniveau zu ermitteln. In der folgenden Woche wurden sie nach dem Zufallsprinzip einer von fünf Gruppen zugeordnet. An den folgenden fünf Tagen erhielten einige von ihnen täglich eine E-Mail mit der Aufforderung, sich ein inspirierendes Video anzusehen. Andere wurden gebeten, sich einen Comedy-Beitrag anzusehen. Eine weitere Gruppe wurde angewiesen, einer geführten Meditation zu folgen, und eine vierte Gruppe sollte durch ihr Smartphone scrollen. Jede dieser Aktivitäten dauerte etwa 5 Minuten pro Tag. Als Kontrollgruppe erhielt eine weitere Gruppe keinerlei Anweisungen zur Mediennutzung.

Deutlich hoffnungsvoller

Nach jedem dieser Experimente beantworteten die Teilnehmer:innen zu unterschiedlichen Zeiten Fragen zu ihrer Befindlichkeit: einmal direkt nach der Erfahrung, dann in der folgenden Woche und erneut in der Woche danach.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Personen, die entweder die inspirierenden Videos angesehen oder die geführten Meditationen durchgeführt hatten, während der Woche mit den Experimenten deutlich hoffnungsvoller waren als die Kontrollgruppe. Diese Hoffnung führte sogar bis zu 10 Tage nach dem Ende zu einem geringeren Stresslevel.

Allerdings mussten die Filme schon einen bestimmten Inhalt haben. Videos, die zum Beispiel nur witzig waren, brachten die Menschen zwar zum Lachen und sie fühlten sich unterhalten, doch diese Gefühle hatten keinen Einfluss auf ihren späteren Stresslevel. Der Schlüssel zur Stressreduktion war laut Nabi das Gefühl der Hoffnung. „Hoffnung hebt nicht nur die Stimmung im Moment. Sie kann Menschen auch motivieren, sich den Herausforderungen in ihrem Leben zu stellen“, so Nabi. „Wenn Menschen sehen, wie andere Widrigkeiten überwinden, wie in unseren inspirierenden Videos, kann dies den Glauben wecken, dass auch sie durchhalten, überleben und wachsen können. Dieses Gefühl der Möglichkeit hilft, Stress entgegenzuwirken, und kann über den Moment des Betrachtens hinaus dauerhafte Vorteile haben.“

So wirksam wie Meditation?

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass strategisch ausgewählte Medien, insbesondere Inhalte, die Hoffnung wecken, ein praktisches, leicht zugängliches Instrument zur Stressbewältigung sein könnten, insbesondere in stressreichen Zeiten. Dies könnte besonders für Menschen hilfreich sein, denen es schwer fällt, zu meditieren oder andere Stressbewältigungsstrategien anzuwenden.
„Wenn wir uns bewusst dafür entscheiden, etwas mehr inspirierende Inhalte in unser Leben zu integrieren – um etwas mehr Hoffnung zu empfinden –, kann uns das möglicherweise helfen, Stress abzubauen“, so Nabi.

Diese Art des Medienkonsums sollte aber nicht Meditation oder andere bewährte Strategien zum Umgang mit Stress ersetzen, sondern es sei vielmehr ein weiteres Instrument, das wir unserem Anti-Stress-Repertoire hinzufügen könnten. Diese Studie ergänze eine wachsende Zahl von Belegen, die den Ansatz der „Medien auf Rezept“ stützen, bei dem kurze Dosen emotional aufbauender Medien eingesetzt werden, um das psychische Wohlbefinden zu fördern. Kurze aufbauende Videos zu schauen könne den Menschen helfen, optimistischer zu sein und besser mit dem umzugehen, was vor ihnen liegt, so Nabi.

Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Psychology of Popular Media veröffentlicht

Quelle

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 24. Oktober 2025