Stereotype Nachrichten

Viele Muslime fühlen sich in etablierten Medien klischeehaft dargestellt

Mehr als vier Millionen Muslime leben in Deutschland, doch über ihr Leben werden den meisten Nichtmuslimen von den Medien oft nur Klischees aufgetischt: Berichte über benachteiligte Mädchen und Frauen, Ehrenmorde, fanatische Muslimbrüder oder Arbeitslose, Gewalttäter etc. Kein Wunder, dass sich fast 90 Prozent der muslimischen Bevölkerung von den etablierten Medien nicht vertreten fühlen. Sie beklagen sowohl die stereotype Darstellung der Muslime als auch ein respektloses mediales Bild des Islam. Rund 60 Prozent von ihnen fühlen sich darüber hinaus durch Berichte über Islamfeindlichkeit bedroht. Das sind die Ergebnisse einer Studie von WissenschaftlerInnen des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld und der Keele University in Großbritannien. Die ForscherInnen hatten untersucht, wie Muslime Medien einerseits nutzen und wie sie sie produzieren.

Ein Ergebnis der Studie war auch, dass viele der befragten Muslime sowohl deutsch- als auch anderssprachige Medien nutzen. Einerseits, weil sie Zeitungs- oder Fernsehberichte aus verschiedenen Kulturen als Bereicherung empfinden und andererseits, weil sie so verschiedene Sichtweisen auf ein Thema erhalten. „Es gibt in unserer Studie damit keinen Befund für eine parallele oder abgeschottete Mediengesellschaft von Muslimen in Deutschland”, so Professor Dr. Andreas Zick von der Universität Bielefeld.

Allerdings sind auch für Muslime die klassischen Mainstream-Medien, also Sender, Zeitungen und Internetangebote, die sich an die breite Masse wenden, in Deutschland und Großbritannien die wichtigste Nachrichtenquelle. Und in eben jenen finden sie sich kaum - oder eben schlecht wieder. „Medien sind bedrohlich für Muslime, wenn Journalisten über sie schreiben, sie filmen oder mit ihnen reden.“

Dabei glauben muslimische MediennutzerInnen an die Macht der dominanten Mainstream-Medien. Mehr als 70 Prozent der Befragten glauben, dass die Mainstream-Berichterstattung die Beziehungen zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen positiv beeinflussen kann. Allerdings zeigen die Interviews mit JournalistInnen auch, dass sie sich schon jetzt bemühen, Klischees, Stereotypen und Vorverurteilungen zu vermeiden. Doch auch sie sind überzeugt, es müsse noch viel mehr Nuancen geben in der Berichterstattung über Muslime. Ein Negativ-Beispiel, das vermeidbar wäre, sei, dass in Berichten oft die religiöse Zugehörigkeit von Personen in den Vordergrund gestellt werde – obwohl in vielen Fällen die nationale Herkunft oder die soziale Schicht viel wichtiger seien. „Handlungen von Personen mit muslimischer Zugehörigkeit werden demnach oft ungerechtfertigt mit ihrer Religion verknüpft“, sagt Heeren.

Bis sich die Medien diese stereotype Berichterstattung abgewöhnt haben, bleibt uns also nur eins: selbst wachsamer die Zeitung zu lesen oder Nachrichten anzuschauen oder auch mal auf Seiten abseits der Mainstreammedien vorbei zu surfen ;-).

Autorin / Autor: Redaktion/Pressemitteilung