Spontan uneigennützig

Studie: Die schnellsten Entscheidungen sind die großzügigsten

Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig ... und schon sitzt das Geld nicht mehr so locker. Wer nicht viel Zeit hat zum Nachdenken, ist großzügiger, denkt eher im Sinne von „wir“ als „ich“. Das ist das Ergebnis einer Studie der Harvard University in Cambridge. Klingt fies, aber wer sorgsam abwägt, handelt den Ergebnissen zufolge egoistischer.

Mit rund 2000 Teilnehmenden führten die ForscherInnen um David Rand mehrere psychologische Tests beziehungsweise Spiele durch. So teilten sie die Teilnehmenden in einem ersten Experiment in Vierergruppen ein. Jedem Teammitglied gaben sie umgerechnet 50 Cent in die Hand. Ihnen war frei gestellt, wie viel sie von diesem Geld in einen Gemeinschaftstopf werfen: gar nichts, einen Teil davon oder etwa alles. Was die Teilnehmenden wussten: der Sammelbetrag wurde am Ende verdoppelt und dann auf alle Teammitglieder wieder gerecht aufgeteilt. Das bedeutet, je weniger Einzelne in die Gruppe investierten, umso mehr wurden die Großzügigen unter ihnen benachteiligt. Verhielten sich jedoch alle kooperativ, so konnte jedes einzelne Teammitglied profitieren.

Dieses Spiel führten die ForscherInnen mit unterschiedlichen Gruppen in mehreren Variationen durch. So erfassten sie anfangs, wie schnell sich die einzelnen Teammitglieder entschieden. In weiteren Tests setzten sie sie künstlich unter Zeitdruck und in wiederum anderen baten sie die TeilnehmerInnen, sich Zeit zu nehmen und ihre Entscheidung gründlich zu überdenken.

Das Ergebnis: Unabhängig davon, ob die Teammitglieder künstlich unter Druck gesetzt wurden oder von sich selbst aus schnell handelten, waren die spontanen Entscheidungen die großzügigeren. Umgekehrt handelten diejenigen, die Zeit zum Überlegen hatten, egoistischer und gaben weniger Geld in den Gemeinschaftstopf.

Wenn man jemanden zwingt, rational zu entscheiden, könne dies den unschönen Nebeneffekt haben, dass dieser dadurch eigennütziger handelt, erklären die ForscherInnen im Fachmagazin „Nature“.  Wer jedoch aus dem Bauch heraus entscheidet, handelt meist großzügiger. Intuitiv sind wir also nicht egoistisch.

Diese Erkenntnis könnte dir auch im Alltag ganz neue Möglichkeiten eröffnen: Wenn du deinen Eltern beispielsweise ein bisschen Extra-Taschengeld ablocken möchtest, könnte es sich lohnen, nicht auf den Dackelblick alleine zu vertrauen, sondern sie zusätzlich unter Zeitdruck zu setzen. Einen Versuch ist es wert ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 26. September 2012