Sieg der Selbstüberschätzung

Evolutions-Simulation: Warum Eingebildete nicht aussterben

Menschen, die sich selbst für toller, besser, stärker halten als sie wirklich sind, wirken auf andere nicht unbedingt symphatisch. Offenbar ist die chronische Selbstüberschätzung aber ein Modell, das zum Erfolg führt. Das haben WissenschaftlerInnen zweier amerikanischer Universitäten in einer Simulation herausgefunden. Sie sind der Frage nachgegangen, warum es eigentlich so viele Menschen gibt, die vor übertriebenem Selbstbewusstsein nur so strotzen. Evolutionsgeschichtlich sollten Herr Großkotz und Frau Eingebildet ja längst ausgestorben sein, schließlich kann eine überhöhte Selbstüberschätzung dazu führen, dass man sich Situationen aussetzt, denen man gar nicht gewachsen ist und an denem man dann zwangsläufig scheitert.

In einem mathematischen Modell konnten die WissenschaftlerInnen aber zeigen, dass Selbstüberschätzung Vorteile mit sich bringt und darum das Zeug hat, sich menschheitsgeschichtlich durchzusetzen.
In ihrer Simulation ließen die ForscherInnen zwei virtuelle Gegner um einen Preis gegeneinander antreten. Beanspruchte keiner den Preis für sich, gingen beide leer aus. Beanspruchte nur einer den Preis, bekam er ihn ohne weiteres Zutun. Beanspruchten beide den Preis, musste gekämpft werden und der Gewinner erhielt ihn. Beide hatten im Falle einer Niederlage viel zu verlieren. Um zu entscheiden, ob sie einen Preis für sich beanpruchen wollten, hatten die virtuellen Testspieler nur zwei Informationen: wie hoch sie ihre eigenen Fähigkeiten  einschätzen und wie hoch die des Gegners. Der Spieler, der sich selbst für toller, besser, stärker hielt, neigte dazu, eher den Preis für sich zu reklamieren. Hatte er einen wenig selbstbewussten Gegner, hatte er somit die Chance, den Preis auch kampflos für sich zu gewinnen.
Nachdem die WissenschaftlerInnen diese Simulationen unzählige Male hatten durchlaufen lassen, zeigte sich, dass sich die Selbstüberschätzer auf lange Sicht durchsetzten.

Die ForscherInnen wollen nun herausfinden, wie man die Vorteile von Selbstüberschätzung ausnutzen könnte, ohne die Katastrophen dafür in Kauf nehmen zu müssen, die auf politischer, wirtschaftlicher oder persönlicher Ebene durch sie entstehen können.

Und während sie munter weiter forschen, freuen wir uns, dass das alles nur eine Simulation ist und wir (zumindest noch) nicht in einer Welt leben müssen, die nur aus Angebern und Blendern besteht. ;-) Schließlich haben sich ja offensichtlich auch Eigenschaften wie Altruismus, Bescheidenheit und Rücksichtnahme in der Geschichte der Menschheit als erfolgreich erwiesen, sonst hätten die Angeber ja gar nicht die in der Simulation beschriebenenen Widersacher, die sie mit ihrer Selbstüberschätzung über den Tisch ziehen können.

Die Ergebnisse der Studie werden in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 16. Septemer 2011