Arrogant entscheidet schlecht

Warum dominante Menschen schlecht für Teamarbeit sind

Selbstbewusste, dominante Menschen, die eine große Autorität ausstrahlen, werden von anderen oft für gute Anführer gehalten - dabei sind sie das gar nicht unbedingt. Im Gegenteil, weil sie sich ständig mit ihrer eigenen Brillianz beschäftigen, können sie oft nicht über ihren eigenen Tellerrand schauen und die Qualitäten anderer für eine gemeinsame Arbeit erkennen. Das haben ForscherInnen der Universität Amsterdam in Experimenten mit Freiwilligen herausgefunden.

Sie teilten 150 Testpersonen in Dreiergruppen ein, die gemeinsam einen Kandidaten für einen Job auswählen sollten. Alle drei erhielten Informationen über die potentiellen Bewerber, nur eine zufällig ausgewählte Person der Gruppe erhielt weitreichendere Informationen über die Kandidaten und war damit sozusagen der "Chef" der Gruppe, der am Ende auch die endgültige Entscheidung fällen sollte. Das Experiment war dabei so gestaltet, dass der perfekte Kandidat nur gefunden werden konnte, wenn alle Informationen über die Bewerber zu Rate gezogen wurden, was natürlich voraussetzte, dass der am besten Informierte diese auch preis gab.

Die Gruppenmitglieder mussten anschließend Fragebögen ausfüllen. Im Fragebogen für den "Chef" wurde der Narzissmusgrad abgefragt - also quasi für wie toll sich die Person selbst hält. Die anderen beiden Gruppenmitglieder wurden befragt, wie sie die Kompetenz und die Führungsqualitäten des Chefs einschätzten.

Die Forscher überprüften dann die Qualität der Entscheidung der insgesamt 50 Gruppen: wie gut hatten sie sich untereinander ausgetauscht und alle Informationen in die Entscheidung einfließen lassen? Hatten sie am Ende den besten Kandidaten ausgewählt? Diese Ergebnisse verglichen sie mit dem Narzissmus-Faktor der jeweiligen Gruppenleiter.

Es zeigte sich, dass Gruppenmitglieder besonders narzisstische Gruppenleiter zwar für sehr effektiv und kompetent hielten, in diesen Gruppen aber oft ein schlechterer Kandidat ausgewählt wurde als in Gruppen, in denen der Gruppenleiter weniger egozentrisch war. Die eingebildeten Chefs hatten also einen äußerst schlechten Einfluss auf die Kommunikation und damit auch auf die Qualität der Entscheidung in ihrer Gruppe.

Die Forscher glauben, dass dominante Personen in Krisensituationen zwar für Stabilität sorgen können, in Entscheidungsprozessen aber eher kontraproduktiv sind. Weil sie sehr überzeugend wirken, schätzen andere ihre Kompetenzen zu hoch ein. In Gruppen - wie etwa beim Brainstorming, bei Projektarbeiten oder in Kommitees - trägt aber jeder der Gruppe etwas zum Erfolg des Ganzen bei. Ein guter Leiter muss darum Fragen stellen, die Diskussion anregen und die Ergebnisse zusammenfassen. Egozentrische Menschen können das weniger gut, weil sie vor lauter Ich-Bezogenheit den Wert der anderen Beiträge gar nicht erkennen.

Ehe ihr also eine schillernde und selbstbewusste Person automatisch zum/zur ChefIn einer Aktion wählt, solltet ihr euch immer fragen, ob sie wirklich geeignet ist, oder ob man sich nur von ihr blenden lässt.

Die Ergebnisse der Studie werden in der Fachzeitschrift Psychological Science veröffentlicht.

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 10. August 2011