Serien - Die Romane des 21. Jahrhunderts?

Serien über Serien, zu jedem Thema gibt es eine. Aber was ist so toll an ihnen?

Serien über Serien, zu jedem Thema gibt es eine. Aber was ist so toll an ihnen?
"Breaking Bad", "Game of Thrones", "Sherlock", "Doctor Who", "The Walking Dead"… die Serien-Kultur scheint immer populärer zu werden und zu jedem Thema scheint es eine zu geben. Die meisten verfolgen wohl mindestens eine.

Ewiges Warten, das ist noch etwas, das man mit Fernsehserien verbindet. Wann wird endlich die nächste Folge ausgestrahlt? Oder noch schlimmer: Noch ein ganzes Jahr bis die neue Staffel gesendet wird!

Aber ist es nicht eigentlich genauso schlimm (- wenn nicht sogar schlimmer -), wenn man sich eine ganze Staffel an einem Stück angucken kann? Wenn man die Serie live im Fernsehen verfolgt kann man gar nicht mehr als eine Folge pro Tag sehen. Doch wenn man die DVD vor sich liegen hat und sich "Nur noch eine Folge" sagt und es auf einmal doch drei geworden sind… Erstaunlich, wie schnell man süchtig wird! ;-)

*Serie vs. Film*
Da ist das Warten, wenn auch anstrengend, vielleicht etwas gesünder. ;-) Außerdem ist es, so ungeduldig und freudig zugleich, doch auch etwas, das Serien ausmacht. Natürlich gibt es viele mehrteilige Kinofilme, aber irgendwie gibt es doch einen Unterschied zwischen dem Warten auf eine ganze Staffel oder einen einzigen weiteren Film.

Ein anderer Unterschied von Serien gegenüber von Kinofilmen ist der große Vorteil, dass sich die Figuren hier wirklich entwickeln können, Charakterzüge werden deutlicher und man kann sich schon fast so gut in sie hineinversetzen wie in Büchern, da man viel mehr über sie weiß. Vor allem bei den Nebencharakteren ist dies auffällig, denn in Filmen sind ihre Eigenschaften meist flach und unscharf gehalten. Man gewinnt die Charaktere lieb und fiebert auf ihrem Weg mit. Manche gehen sogar schon soweit und bezeichnen Serien als Romane des 21. Jahrhunderts…

Überhaupt scheint das 21. Jahrhundert das Serienzeitalter zu werden, die Fernsehstaffeln ersetzen die Kinofilme zwar nicht, sind aber schon (fast) gleichrangig, was vor ein paar Jahren noch undenkbar war, und haben in manchen Fällen ein ähnlich großes Budget und Publikum.

Aus diesem Grund wollte George R. R. Martin, der Autor der "Das Lied von Eis und Feuer"-Reihe, die Verfilmungsrechte auch nur verkaufen, wenn seine Bücher als HBO-Serie umgesetzt wurden. Er hatte auch bestimmte Vorstellungen, wer seine Figuren verkörpern sollte, und so übernahmen bekannte Schauspieler wie Sean Bean ("Der Herr der Ringe", "Troja") und Peter Dinklage ("Sterben für Anfänger", "Die Chroniken von Narnia") die Hauptrollen.

*Deutsche, amerikanische und britische Serien*
Die Serie wurde prompt zum Erfolg. Aus vielen verschiedenen Ländern wird das Fantasy-Epos verfolgt. Generell sind englischsprachige Serien deutlich beliebter, natürlich auch, weil sie ein viel breiteres Publikum erreichen, aber meist investieren die deutschen Sender auch nicht so viel in ihre Serien.
Ein anderes aktuelles Beispiel ist das amerikanische "Breaking Bad", dessen Finale vor kurzem die ganze Welt entgegenfieberte.

Es gibt natürlich auch erfolgreiche deutsche Serien, der "Tatort" zählt inzwischen zu den Klassikern und auch "Berlin, Berlin" und "Türkisch für Anfänger" erzielten hohe Einschaltquoten.

Aber gegen die Produktionen der BBC haben sie genauso keine Chance. Eine riesige Fangemeinde verfolgt  "Doctor Who", das es schon seit 1963 gibt und bisher aus 33 Staffeln besteht. Genauso beliebt ist die etwas jüngere Miniserie "Sherlock". Seit 2010 existiert sie und transportiert die Geschichte von Sir Arthur Conan Doyles Detektiv in das London des 21. Jahrhunderts.

Dass Serien wahre Karrieren-Sprungbretter sein können, beweist "Sherlock" ebenfalls. Ihr Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch, der schon vor der Serie ein anerkannter Schauspieler war, wurde erst durch sie so richtig bekannt und hat allein 2013 in fünf großen Filmproduktionen (darunter "Star Trek" und "Der Hobbit") mitgespielt, während sein Kollege Martin Freeman sogar die Hauptrolle in Peter Jacksons Verfilmung des Hobbits ergattern konnte.

Oft denkt sich die BBC auch kleine Überraschungen für ihre Fans aus, es gibt mehrere Weihnachtsspecials zu den Festtagen und für manche Serien werden die Homepages, die die Serienfiguren selbst besuchen, ins Internet gestellt. So kann man zum Beispiel Dr. John Watsons Blog lesen.

*Fernsehen, DVD oder Livestream?*
So viel Aufmerksamkeit erhalten die Serien und man verbindet sie immer noch mit dem Medium Fernsehen, für das sie ursprünglich produziert wurden. Aber wie viele Personen schauen noch heute dort?

Seitdem es nicht nur die Möglichkeit zur Aufnahme oder DVD-Fassungen, sondern auch verschiedene Onlinevideotheken gibt, in denen man eine große Auswahl verfolgen kann, entscheiden sich viele dazu, erst dann zu gucken, wenn die Staffel schon beendet ist oder wenn sie gerade Lust dazu haben. Oft ist es dort auch möglich, sich das Original anzugucken, was ein großer Anreiz für viele ist, denn viele Serien-Süchtige sind Originalton-Anhänger.

Vielleicht sollten die deutschen Fernsehsender mal über die Sendung einer zweiten, englischen Tonspur nachdenken, um die Einschaltquoten wieder hochschnellen zu lassen und Fans keinen Grund zu geben, das Original auf ruckligen Livestreams zu verfolgen… Denn was ist bitte schlimmer, als eine Folge, auf die man so lange gewartet hat, unfreiwillig abzubrechen, weil das Internet zusammenbricht? ;-)

*Nur Spaß?*
So viel Spaß kann man an Serien haben, dass man darüber ganz vergisst, wie viel Freizeit sie wirklich auffressen. Gefangen in einer anderen Welt vergisst man die Realität und freut sich insgeheim auch, wenn man gerade etwas anderes tut, schon auf den Zeitpunkt, zu dem man sich wieder vor seinen Fernseher oder Computer setzen kann. Es erscheint schon fast unvorstellbar, wie man früher ohne dieses Medien ausgekommen ist.

Und was sagt uns diese unglaubliche Ausdehnung der Geschichten eigentlich? Ist man zu ängstlich, dass die Ideen ausbleiben, wenn man eine Geschichte beendet hat? Oder wollen wir, das Publikum, gar nichts Neues kennenlernen, sondern lieber so lange wie möglich auf vertrautem Gebiet bleiben? Dabei gibt es genug Beispiele dafür, dass einteilige Bücher oder Filme genauso gut sein können wie Mehrteiler. Doch auch nach einer Geschichte, die nach einem Band in sich abgeschlossen ist, hört man oft den Schrei nach mehr.

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Autorin / Autor: Jana Schaefer - Stand: 30. Dezember 2013