Selbstständige Mädchen, bequeme Jungs?

Jugendstudie untersuchte den Prozess des Erwachsenwerdens

Mädchen und Jungen bleiben immer kürzer in der Kindheit, sind dafür aber immer länger Jugendliche, werden also erst später so richtig erwachsen. Allerdings entwickeln sich Jungen und Mädchen mit unterschiedlicher Intensität und Geschwindigkeit. Genauer gesagt: junge Frauen werden früher eigenständig als junge Männer. Dies ist das Fazit einer neuen Studie des Deutsches Jugendinstituts, das untersuchte, wie junge Menschen im Alter von 13 bis 32 Jahren selbstständig werden. Hier sind einige Ergebnisse:

Zwar wird der Entwicklungs-Unterschied erst später deutlich, ungefähr ab dem achtzehnten Lebensjahr, aber auch zwischen 13 und 17 Jahren klaffen die Aktivitäten zwischen den Geschlechtern auseinander: Mädchen gehen früher allein einkaufen und fahren auch häufiger schon ohne Eltern in Urlaub. Im Haushalt machen sich die geschlechtsspezifischen Rollen-Stereotype bemerkbar: Hier werden weibliche Jugendliche gegenüber den männlichen generell stärker eingebunden – mit Ausnahme von handwerklichen Tätigkeiten wie Reparaturen, das wird dann den Jungs als "typisch männliche" Aufgabe überlassen.

*Junge Frauen verdienen früher und häufiger eigenes Geld*
Je älter die Jugendlichen werden, desto häufiger und zeitlich länger üben sie einen SchülerInnenjob aus. Während sich in der Altersgruppe zwischen 13 und 16 Jahren keine Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen erkennen lassen, jobben junge Frauen im Alter von 17 bis 18 Jahren häufiger neben der Schule als die männlichen Jugendlichen.

*Junge Männer haben größere Freundeskreise und mehr männliche Freunde*
Private soziale Netzwerke spielen für viele Jugendliche eine große Rolle beim selbstständig werden. Die ForscherInnen des Jugendinstituts stellten fest: Junge Männer haben größere Freundeskreise als junge Frauen, was möglicherweise damit zusammenhänge, dass sie mehr in Vereinen engagiert seien oder auch ein weiter gefasstes Verständnis von „guten Freunden“ hätten. Interessant: In den Freundeskreisen der Männer überwiegen die männlichen Gleichaltrigen, während bei den jungen Frauen das Verhältnis von männlichen und weiblichen Freunden ausgewogen ist.

*Junge Frauen sind früher selbstständig als junge Männer*
Wann junge Erwachsene von zu Hause ausziehen, hängt unter anderem davon ab, ob sie Geld verdienen. Wenn sie noch keiner eigenständigen Erwerbstätigkeit nachgehen, leben sie häufiger bei ihren Eltern. Azubis und StudentInnen wohnen noch zu einem großen Teil bei den Eltern. Wenn dann der Auszug vollzogen ist, ändert sich einiges - besonders das Selbstverständnis: Diejenigen, die von zuhause ausgezogen sind, fühlen sich häufiger erwachsen als noch bei den Eltern lebende junge Menschen. Und: Junge Frauen lösen sich früher vom Elternhaus als junge Männer. Sie gehen früher partnerschaftliche Lebensformen ein, gründen früher ihren eigenen Hausstand und eine eigene Familie und heiraten früher als junge Männer. Zudem bleiben sie ihrer Herkunftsfamilie emotional auch stärker verbunden.

*Mütter sind auch nach dem Auszug wichtigere Bezugspersonen als Väter*
Die Eltern haben als Bezugspersonen und Ratgeber eine hohe Bedeutung für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wobei die Mütter generell eine höhere Bedeutung haben als die Väter. Mütter sind laut Studie vor allem Ansprechpartnerinnen, wenn es um Erlebtes und alltägliche Sorgen geht. Mit dem Vater diskutieren die Jugendlichen eher über politische und soziale Fragen. Auch nach dem Auszug bleibt die Mutter als Bezugsperson wichtiger als der Vater und fungiert häufiger als Rat- und Unterstützungsgeberin, so die JugendforscherInnen.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 5. April 2012