Schmökern und (mit-)fühlen

Studie: Wie Literatur die emotionale Intelligenz steigert

Bild: LizzyNet

Lesen bildet nicht nur, sondern es formt auch unseren Charakter und unsere sozialen Beziehungen. Doch Vorsicht, es kommt nicht nur auf das Lesen an sich an, sondern ausschlaggebend ist Art des Geschriebenen. Um diese These genauer unter die Lupe zu nehmen, führten ForscherInnen von der New School for Social Research fünf Experimente durch, die zeigen, dass das Lesen anspruchsvollerer Literatur einfühlsamer macht als wenn wir uns nur auf Bestseller stürzen.

Die Wissenschaftler wählten für ihre Studie Texte aus drei Genres: literarische Fiktion, Unterhaltungsliteratur und Sachbücher. Die Texte des ersten Genres waren Auszüge aus den Finalisten des letzten National Book Awards oder aus den Gewinnern des O.Henry-Awards für Kurzgeschichten. Als Beispiel für Unterhaltungsliteratur nahmen die Forscher Amazon-Bestseller; und die Sachbücher stammten aus der Sammlung der Smithsonian Institution, einer US-amerikanischen Bildungseinrichtung.

Nachdem die TeilnehmerInnen Texte aus einer der drei Genres gelesen hatten, testeten die Studienautoren mit anerkannten psychologischen Test-Methoden, wie gut sie sich beispielsweise in andere Personen hineinversetzen konnten. Eine dieser Methoden funktioniert so, dass die Teilnehmer gebeten werden, die Emotionen in den Augen von SchauspielerInnen zu erkennen, die sie nur auf auf Schwarz-Weiß-Fotos sehen. Dieser Test wird ToM-Test genannt.

In den fünf Experimenten fanden Kidd und Castano, die beiden Studienautoren heraus, dass die Teilnehmer, die die literarische Fiktion gelesen hatten, deutlich besser in diesem ToM-Test abschnitten als die anderen Probanden.

Die Studie zeige, dass es nicht nur auf das Lesen im Allgemeinen ankomme, sondern auf die literarische Qualität. Zwar seien die literarischen Texte in den Experimenten inhaltlich sehr unterschiedlich gewesen, aber dies hatte keine Auswirkungen auf die ToM Ergebnisse.

Für Kidd und Castano liegt der Grund für dieses Ergebnis darin, dass anspruchsvollere Literatur die LeserInnen mehr einbindet; anders als Unterhaltungsliteratur, fordere literarische Fiktion intellektuelles Engagement und kreative Ideen von den LeserInnen. "Merkmale des modernen literarischen Romans sind anders als die der meisten Bestseller-Krimis oder Romane. Durch den Einsatz von Stilmitteln entführt literarische Fiktion seine Leser," schreiben Kidd und Castano. "Genau wie im wirklichen Leben, sind die Welten der literarischen Fiktion vollgestopft mit komplizierten Menschen, deren Innenleben zwar schwer zu fassen ist, aber uns garantiert, etwas dazuzulernen."

Kidd und Castano sehen diese Forschung als einen Schritt an, um besser zu verstehen, wie bestimmte kulturelle Produkte sich auf die gefühlsmäßigen und intelektuellen Prozesse von Menschen auswirken.

Mehr zum Thema auf LizzyNet

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 7. Oktober 2013