Schlüsselwörter halten Vokabeln beisammen

Psychologie: Auch unsere Sprache ist wie ein Netzwerk aufgebaut

Bild: LizzyNet

Es gibt Schlüsselfiguren - zum Beispiel in sozialen Netzwerken - die verschiedene Gruppen zusammenhalten und zu einem großen Netzwerk vereinen. Genauso gibt es offenbar auch Wörter, die einen ganzen Schwarm von anderen Wörtern im Gepäck haben und sie mit anderen Gruppen von Begriffen verknüpfen.

Der Psychologieprofessor Michael Vitevitch von der University of Kansas und seine KollegInnen haben in einer Studie gezeigt, dass Testpersonen solche Schlüsselwörter unter zahlreichen ähnlich klingenden Begriffen besser und genauer wiedererkennen können. Offenbar nehmen diese Begriffe eine zentrale Position im Wörter-Netzwerk ein und wenn wir sie beherrschen, dann kommen die anderen Wörter wie von allein. Ein solches Wort ist den ForscherInnen zufolge beispielsweise "fish". Es verknüpft das Netzwerk ähnlicher klingender Worte wie wish, dish, ditch, dash, whip, dip, dig usw. sowie ein zweites Netzwerk rund um die Begriffe fizz, fit, fib, fin, pin, pill (siehe Abbildung). Würde man das Wort fish nun im Gedächtnis löschen, würde das Netzwerk von Worten zusammenbrechen und ein Teil möglicherweise auch für das Gedächtnis schwieriger aufzufinden sein. Das Wort dish hingegen hat nicht die Qualitäten eines Schlüsselwortes.

Das vermuten die WissenschaftlerInnen aufgrund von mathematischen Analysen. Am lebenden Objekt konnten sie ihre Wortnetzwerktheorie nicht wirklich überprüfen. Denn auch wenn es theoretisch möglich ist, einzelne Wörter durch bestimmte Techniken aus dem Gedächtnis zu löschen, konnten sie das bei den Testpersonen natürlich nicht einfach anwenden. Schließlich hätte die Gefahr bestanden, die Wortnetzwerke der Testpersonen dauerhaft zu schädigen.

Die Erkenntnisse über die Bedeutung solcher Schlüsselwörter könnten Menschen mit Wortfindungsschwierigkeiten helfen, ihre Sprache wiederzufinden, etwa nach einem Schlaganfall. Aber auch beim Erlernen einer Fremdsprache könnten Schlüsselwörter eingesetzt werden, wenn sie denn beim Erlernen früh genug eingesetzt werden.

Allerdings haben die Schlüsselwörter auch einen Nachteil. Werden sie vergessen, bröckelt mit ihnen auch ein ganzer Teil des Vokabelnetzwerkes weg.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Journal of Memory and Language veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 21. Mai 2014