Schloss der Lügen
Autorin: Mara Rutherford
Aus dem Englischen von Claudia Max
Im Königreich Goslind herrscht seit Jahren die Mori Roja, die tödliche Pest. Während die Welt immer mehr zerstört wird und die Bevölkerung dahinsiecht, verbarrikadiert sich der König mit seinem gesamten Hofstatt und seinen Dienern in Eldridge Hall, dem Schloss. Alles muss so sein wie immer, niemand redet über die Pest, niemand schaut nach draußen. Doch der König ist dem Wahnsinn verfallen, die Vorräte werden immer weniger und lange kann man das Schauspiel nicht mehr aufrecht halten. Prinzessin Imogen, die ein großes Geheimnis verbirgt, versucht aus diesem Wahnsinn zu fliehen, trifft währenddessen auf den Totengräber Nico und stößt auf eine Wahrheit, die so viel düsterer und grausamer ist, als sie sich hätte vorstellen können, denn nicht alle die an der Pest gestorben sind, sind auch wirklich tot.
"Er hatte die Wahrheit eingeladen. Und für sie galt dasselbe wie für den Tod:
Man entkam ihr nicht."
(Schloss der Lügen/Mara Rutherford)
Prinzessin Imogen, oder auch Seraphina ist eine tolle und mutige Protagonistin. Sie ist schlau und hilfsbereit. Sie verbirgt ein großes Geheimnis und trägt tiefe Schuldgefühle in sich. Ihre Entwicklung hat mir sehr gefallen. Nico Mott ist eher zurückhaltend, aber sehr sympathisch.
Abwechselnd liest man aus Prinzessin Imogens und Nicos Sicht. Durch Prinzessin Imogen erhalten wir einen guten Einblick ins Leben im Schloss. Nico lebt außerhalb in einer kleinen Gemeinschaft, wodurch wir die Möglichkeit haben, die Seuche und die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Durch dieses abgeschottete Szenario erfahren wir nicht allzu viel von der Welt, dennoch fand ich es durchaus genug, um mir die Welt vorzustellen. Die Atmosphäre ist mittelalterlich, bedrückend und düster, gar grausam. Der Schreibstil ist detailliert und greifbar. Ich bin direkt gut in das Buch reingekommen, der Schreibstil hat mir sehr gefallen und ich wollte die ganze Zeit weiterlesen, um zu erfahren, wie es weitergeht.
Die Gestaltung des Covers passt auch sehr gut zur Stimmung, düster, unheimlich und etwas makaber.
Mich konnte das Buch komplett überzeugen. Besonders gefallen hat mir, dass die Liebesgeschichte, nicht so in den Vordergrund gezogen wurde. In der Geschichte sind gesellschaftskritische Themen wie Antisemitismus und Unrecht sozialer Strukturen mit düsteren historischen Setting, Horror-Elemente, Intrigen und ein übergreifender Überlebenswille gut ineinander verwebt und bilden so ein großartiges Leseerlebnis. Ich würde auch empfehlen, das Nachwort der Autorin dazu zu lesen.
Einen klitzekleinen Kritikpunkt hätte ich allerdings schon. Angesichts des Aufbaus der Geschichte und des allgemeinen Erzähltempos, ging mir das Ende etwas zu schnell und zu reibungslos.
Alles in allem aber ein spannendes, düsteres Jugendbuch, bespikt mit Lügen, unheimlicher Gefahr und einer überzeugenden Atmosphäre. In der kälteren Jahreszeit macht es sicher noch mehr Spaß, das Buch zu lesen.
Ich vergebe 4.5 Sterne.
Erschienen bei Arctis Verlag
Autorin / Autor: teddymarie - Stand: 3. Juni 2025