Schlimmer als die Kreissäge

Studie: Lärmbelastung durch Musik toppt Straßenverkehr und Belastung am Arbeitsplatz

Vorbeidonnernde Güterzüge, nicht enden wollende Autoschlangen, lautstarke Gerätschaften am Arbeitsplatz: der Mensch ist ständig Lärm ausgesetzt und risikiert dabei, die Fähigkeit zu hören ganz zu verlieren.
Den größten Schaden des Gehörs führt sich der Mensch heutzutage aber meist selbst und ganz und gar freiwillig zu: durch Musik. Das zumindest wollen ForscherInnen der University of Michigan herausgefunden haben, die die Geräuschbelastung bei 4.500 New Yorker Pendlern untersucht hatten. Die Forscher hatten angenommen, dass die Hauptschuldigen in Sachen Hörschädigung Verkehrsmittel und Lärmbelastung am Arbeitsplatz seien. Es zeigte sich aber, dass nur eine von zehn untersuchten Personen die Höchstgrenze der verträglichen Lärmbelastung tatsächlich durch Verkehrsmittel überschritt, während alle anderen ihr Lärmpensum vor allem durch den privaten Gebrauch von MP3-Playern & Co. überreizten.

Ein einfahrender Zug, ein Geräusch, dem Pendler natürlich häufig ausgesetzt sind, kommt auf 72-81 Dezibel, eine belebte Kreuzung auf 80, eine Kreissäge auf 90, ein schreiendes Baby auf 115 Dezibel. Schmerzhaft und im schlimmsten Fall dauerhaft gehörschädigend ist Lärm ab 125 Dezibel. Bei den untersuchten Pendlern ging eine Überschreitung der Schmerzgrenze in 90% Prozent der Fälle auf das Konto von Musikbeschallung durch MP3-Player & Co.

Im Gegensatz zu Verkehrslärm und Lärm am Arbeitsplatz, ist ein schädigender Lautstärkepegel durch privates Musikhören natürlich nicht durch Gesetze in den Griff zu bekommen. Die Forscherinnen finden die Ergebnisse bedenklich. In keinem anderen Fall würde man ein derart hohes Gesundheitsrisiko tolerieren. Nur beim Lärm scheint sich keiner ernsthaft zu sorgen. Dabei sei bekannt, dass eine derartige Lärmbelastung nicht nur das Gehör schädigen kann, sondern auch Stress, Schlafstörungen und Herz-Erkrankungen verursachen kann.

Überlegt euch also, wenn ihr euren MP3-Player mal wieder voll aufdreht, ob es nicht auch einen Ticken leiser geht, wenn euch euer Gehör lieb ist.

*Kopfhörer im Straßenverkehr schädigen nicht nur das Gehör*
Wenn es nach Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) geht, ist bald eh Schluss mit den Ohrstöpseln - zumindest im Straßenverkehr. Der hat allerdings weniger euer Gehör, als eure Sicherheit im Blick. Gegenüber der Saarbrücker Zeitung beklagte er sich über Fußgänger, die mit "lauter Musik oder dem Handy in den Ohren schlafwandeln" und "herannahende Autos, Radler, Bahnen nicht kommen" hören. Für Fahrrad- und Autofahrer sind darum Ohrstöpsel sowieso schon verboten. Ramsauer appellierte nun auch an Fußgänger, sich im Straßenverkehr nicht durch laute Musik und Handygespräche zu stark ablenken zu lassen. Auch wenn es nicht verboten ist, schon heute muss mit einer Geldbuße rechnen, wer mit Ohrstöpseln zu Fuß unterwegs ist und dadurch andere schädigt oder gefährdet.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 6. Januar 2012