Schämt euch!
Greenpeace-Studie: Klimaschädliche Privatjetflüge in Deutschland stiegen im vergangenen Jahr um 76 Prozent an
Urlaubsreisende, die sich vor Flugscham krümmen und komplizierte Reisewege auf sich nehmen, um möglichst klimaschonend an ihr Ziel zu kommen, werden bei der folgenden Nachricht vermutlich einen Wutanfall kriegen, denn wie eine aktuelle Greenpeace-Analyse zeigt, ist die Zahl der Privatjetflüge in Deutschland im vergangenen Jahr um 76 Prozent auf gut 58.000 gestiegen. Im Vergleich mit anderen EU-Ländern müsste Deutschland sich vor Privat-Flugscham eigentlich gänzlich wegducken, denn nur Frankreich nutzt noch hemmungsloser diese extrem klimaschädliche Form der Mobilität.
Nach einer kurzen Pandemie-Delle hatte die Zahl der Privatflüge in Deutschland bereits 2021 das Vor-Corona-Niveau von 2019 überschritten. Der CO2-Ausstoß der Flüge addierte sich zuletzt auf 208.600 Tonnen, zeigt die Analyse des niederländischen Beratungsunternehmens CE Delft im Auftrag von Greenpeace (Online: https://act.gp/3lQBDsG). Das entspricht etwa dem CO2-Schaden, den 130.000 Pkw pro Jahr anrichten.
"Der alarmierende Anstieg der Privatflüge ist das Gegenteil dessen, was die Klimawissenschaft fordert. Der CO2-Ausstoß im Verkehr muss drastisch sinken. Mit den jüngsten Beschlüssen der Koalition wird das nicht passieren. Zu den eigentlich nötigen Maßnahmen gehört auch ein Verbot von Privatjets", sagt die Greenpeace-Mobilitätsexpertin Lena Donat.
Aber auch in ganz Europa hat sich der Ausstoß von Treibhausgasen laut der Studie durch Privatjetflüge im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Gut die Hälfte dieser europaweiten Flüge (55 Prozent) waren Kurz- und Ultrakurzflüge von weniger als 750 Kilometern. Diese Strecken sind wirklich nicht nötig zu fliegen, denn auf zahlreichen der besonders häufig geflogenen Strecken verkehren sogar Hochgeschwindigkeitszüge. Die hierzulande am häufigsten geflogene Strecke ist die Verbindung Berlin-Köln. Zum Vergleich: Der stündlich fahrende ICE verbindet beide Städte in knapp viereinhalb Stunden.
50-mal so viel Treibhausgase wie eine Zugfahrt
Unverständlich ist, dass Emissionen von Privatjets bislang in der EU nicht reguliert sind. Dabei verursachen sie pro Passagier:in 5- bis 14-mal so viele Treibhausgase wie kommerzielle Flüge und sogar 50-mal mehr als eine Zugfahrt auf der gleichen Strecke. Und wer nutzt diese Klimafresser? 2018 wurde die Hälfte der weltweiten Flugemissionen von 1 Prozent der Bevölkerung verursacht. 80 Prozent der ganzen Weltbevölkerung ist dagegen noch nie in ihrem Leben geflogen.
"Während Superreiche mit Privatjets fliegen, als gäbe es kein Morgen, leiden ärmere Menschen aus dem globalen Süden am stärksten unter den Konsequenzen der Kimakrise. Klimaschädliche Privatjets sind die rücksichtsloseste Form der Mobilität. Sie gehören verboten", sagt Lena Donat. Wie recht sie hat!
Quelle:
Mehr zum Thema auf LizzyNet
- Megayachten und private Raumfahrt
Während die Welt um die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels ringt, gelten für Superreiche offenbar andere Regeln. Eine Oxfam-Studie rechnet vor, dass bei der Klimagerechtigkeit Nachholfbedarf besteht.
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 3. April 2023