Megayachten und private Raumfahrt

Während die Welt um die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels ringt, gelten für Superreiche offenbar andere Regeln. Eine Oxfam-Studie rechnet vor, dass bei der Klimagerechtigkeit Nachholfbedarf besteht.

Die einen leben armutsbedingt extrem emissionsarm, die anderen zucken vor schlechtem Gewissen zusammen, weil sie sich den Burger nicht verkneifen konnten, die nächsten jetten mal eben in den Weltraum. Während die Menschheit um die Begrenzung der Erderwärmung und die Einhaltung des 1,5 Grad Ziel ringt, scheinen Superreiche sich um ihren Anteil offenbar wenig zu scheren. Um die globale Erwärmung wie im Pariser Abkommen vereinbart auf maximal 1,5°C zu begrenzen, dürfte im weltweiten Durchschnitt der pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen 2030 maximal 2,3 Tonnen im Jahr betragen – etwa die Hälfte des derzeitigen Wertes.

Die Oxfam Studie Carbon Inequality in 2030: Per capita consumption emissions and the 1.5C goal rechnet vor, dass die pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung auch 2030 noch weit unter einem mit der 1,5-Grad-Grenze verträglichen Wert bleiben werden. Die reichsten zehn Prozent dagegen werden 2030 diesen Wert um das Neunfache überschreiten. Das reichste Prozent der Menschen wird 2030 sogar pro-Kopf-Emissionen haben, die 30-fach über einem noch verträglichen Wert liegen. Das bedeutet, dass wer zum reichsten Prozent der Weltbevölkerung zählt, seine Treibhausgasemissionen im Vergleich zu heute bis 2030 um etwa 97 Prozent reduzieren müsste, um fair zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze beizutragen.

"Freifahrtschein für die Zerstörung unseres Klimas"

Betrachtet man die Gesamtemissionen, zeigt die Studie, dass die reichsten zehn Prozent im Jahr 2030 für mehr Emissionen verantwortlich sein werden, als für die Einhaltung der 1,5 Grad-Grenze insgesamt noch zulässig wäre, unabhängig davon, was die anderen 90 Prozent tun. Das reichste ein Prozent – das sind weniger Menschen als die Bevölkerung Deutschlands – wird bis 2030 für 16 Prozent der globalen Gesamtemissionen verantwortlich sein. Nafkote Dabi, Klimaexpertin bei Oxfam, sagt: „Mit einem einzigen Weltraumflug verursacht ein Milliardär mehr Emissionen, als jemand aus der ärmsten Milliarde Menschen in einem ganzen Leben zusammenbringt. Eine kleine Elite gönnt sich einen Freifahrtschein für die Zerstörung unseres Klimas. Dies hat katastrophale Folgen für Millionen Menschen, die bereits jetzt mit tödlichen Stürmen, Hunger und Not konfrontiert sind.“

Die Studie zeigt zudem, dass sich die geografische Verteilung bei den Treibhausgasemissionen zunehmend nicht mehr hauptsächlich aus den traditionellen Industrieländern zusammensetzt. Fast ein Viertel (23 Prozent) des reichsten ein Prozent werden Menschen aus China sein, ein Fünftel (19 Prozent) US-Bürger_innen und ein Zehntel (elf Prozent) Bewohner_innen Indiens. Tim Gore, Autor der Studie und Leiter des Programms für kohlenstoffarme und zirkuläre Wirtschaft bei IEEP, sagt: „Um die Emissionslücke bis 2030 zu schließen, müssen die Regierungen ihre Maßnahmen besonders auf die extrem Reichen ausrichten. Die Klima- und die Ungleichheitskrise sollten gemeinsam angegangen werden. Dazu gehören sowohl Maßnahmen zur Einschränkung des CO2-Verbrauchs für Luxusgüter wie Megayachten, Privatjets und private Raumfahrt, als auch zur Begrenzung klimaintensiver Investitionen wie Aktienbesitz in der fossilen Brennstoffindustrie."

Einem aktuellen Bericht von Lucas Chancel zufolge belaufen sich die Treibhausgasemissionen pro Passagier bei einem 11-minütigen Raumflug auf mindestens 75 Tonnen. Menschen, die zu der ärmsten Milliarde der Weltbevölkerung zählen, verursachen weniger als eine Tonne Kohlenstoff pro Jahr.

Emily Ghosh, Wissenschaftlerin am Stockholmer Umweltinstitut, sagt: "Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden die krassen Ungleichheiten bei Einkommen und Emissionen innerhalb der Weltbevölkerung bestehen bleiben. Dies stellt das Gerechtigkeitsprinzip, das den Kern des Pariser Abkommens bildet, in Frage. Die Analyse der CO2-Ungleichheit muss dringend in den Mittelpunkt der Emissionsreduzierung gestellt werden."

Oxfam fordert, dass alle Länder ihre Klimaziele unter dem Pariser Abkommen sofort überarbeiten. Staats- und Regierungschefs müssen bis 2030 stärkere Emissionssenkungen anstreben, die ihrem fairen Anteil entsprechen. Sie müssen sicherstellen, dass die reichsten Menschen weltweit und innerhalb jedes Landes ihre Emissionen radikal senken. Die Reichsten können diesen Prozess drastisch beschleunigen, indem sie umweltfreundlicher leben, aber auch ihren politischen Einfluss und ihre Investitionen nutzen, um eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu ermöglichen.

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