Sag nicht nichts
Umfrage und Kampagne der Aktion Mensch zum Thema Mobbing: Fast 80 Prozent der Jugendlichen sprechen selten oder nie über Mobbing-Erfahrungen
Fast jede:r zweite Jugendliche in Deutschland ist von Mobbing betroffen. Aber Mobbing ist immer noch ein Tabu. Knapp 80 Prozent der Jugendlichen, die gemobbt werden, sprechen selten oder gar nicht über ihre Erfahrungen – meist aus Angst, Scham oder Hoffnungslosigkeit. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle repräsentative Online-Befragung, die die Aktion Mensch anlässlich ihrer neuen Kampagne gegen Mobbing und Ausgrenzung durchgeführt hat.
Ein Drittel der Betroffenen berichtet, gleich mehrere Formen von Mobbing erfahren zu haben – von verbalen Angriffen wie Beleidigungen oder Bloßstellen, über soziale Ausgrenzung und Diskriminierung bis hin zu körperlicher Gewalt. 91 Prozent der Betroffenen passiert das in der Schule. Die Folgen des Erlebten sind gravierend für die Betroffenen. Sie benennen vor allem seelische Belastungen wie Angst und Traurigkeit, Einsamkeit sowie das Gefühl von Wertlosigkeit als Folgen. Bei 40 Prozent der Jugendlichen, die nichts gegen Mobbing unternommen haben, ist zudem die Gefahr einer „Mobbing-Spirale“ besonders hoch – denn sie sind den Ergebnissen zufolge wiederholtem Mobbing durch verschiedene Personen ausgesetzt.
Jugendliche mit Behinderung besonders stark betroffen
Ein eklatanter Unterschied zeigt sich zwischen jungen Menschen mit und ohne Behinderung: Drei von vier Jugendliche mit Behinderung (75 Prozent) haben bereits Mobbing-Erfahrungen gemacht, bei Gleichaltrigen ohne Behinderung ist es knapp die Hälfte (46 Prozent). „Diese Ergebnisse sind alarmierend. Sie machen unmissverständlich deutlich: Mobbing stellt ein massives gesellschaftliches Problem dar – eines, das viel zu oft im Verborgenen bleibt. Besonders erschütternd ist, dass Jugendliche mit Behinderung überdurchschnittlich häufig von Ausgrenzung und Anfeindung betroffen sind“, kommentiert Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch. „Wir möchten junge Menschen ermutigen und unterstützen, offen über ihre Mobbingerfahrungen zu sprechen und sich Hilfe zu suchen – und gleichzeitig sind Eltern, Lehrkräfte und Beteiligte in der Pflicht, Mobbing frühzeitig zu erkennen und konsequent entgegenzuwirken.“
Gemeinsam gegen Mobbing mit Nummer gegen Kummer e.V.
Zu den bei jungen Menschen bekanntesten Hilfsangeboten bei Mobbing zählen laut den Ergebnissen vor allem anonyme Beratungsstellen wie die Telefonseelsorge oder Nummer gegen Kummer e.V. Allein im Jahr 2024 unterstützten die Berater:innen der „Nummer gegen Kummer" in 117.934 Beratungen Kinder, Jugendliche und Eltern in schwierigen Lebenslagen – vertraulich und kostenlos. Im Rahmen der Initiative #SagtNichtNichts gehen die Aktion Mensch und „Nummer gegen Kummer“ nun eine Kooperation ein, sensibilisieren gemeinsam für die Themen Mobbing und Ausgrenzung und stellen Betroffenen konkrete Hilfsangebote bereit.
Bei der Befragung handelt es sich um eine von der Aktion Mensch in Auftrag gegebene und von (r)evolution GmbH durchgeführte repräsentative Online-Befragung von 2.170 Jugendlichen mit und ohne Behinderung zwischen 14 und 21 Jahren zum Thema Mobbing. Die Daten wurden im Zeitraum vom 18. bis 28. August 2025 erhoben.
Quelle
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 8. Oktober 2025