Sag mir, wen du anrufst...

Studie: Warum Telefon-Meta-Daten hochsensibel sind

Eine junge Frau telefoniert zwei Stunden lang mit ihrer besten Freundin und zweimal kurz mit einem jungen Mann. In den folgenden Tagen ruft sie mehrfach bei einer Frauenärztin und einer Schwangeren-Konfliktberatungsstelle an. Ist es schwer, sich hier drauf einen Reim zu machen? Was kann man über eine Person alles herausfinden, wenn man weiß, mit wem sie wann, wie oft und wie lange telefoniert hat? Offenbar eine ganze Menge! Sogenannte Telefon-Metadaten sind somit hochsensibel, auch wenn niemand exakt weiß, was genau in den Telefonaten so besprochen wurde. Das haben WissenschaftlerInnen der University of Stanford herausgefunden, die in einer kleinen Studie überprüfen wollten, ob das Wissen über die Anzahl, Dauer und Gesprächspartner in Telefongesprächen irgendetwas Individuelles über die Anrufer verrät. Die ForscherInnen sind eigenen Aussagen zufolge ganz unbefangen und ohne besondere Vorannahmen in ihre Studie eingestiegen. Insgesamt 546 Freiwillige nahmen an ihrer Studie teil, die allerdings nicht repräsentativ ist, weil nur Android-Benutzer mit Facebook-Profil an der Studie teilnehmen konnten.

Sie bekamen eine spezielle App auf ihr Handy, die dafür sorgte, dass Daten zu Telefongesprächen und aus sozialen Netzwerken an die ForscherInnen übermittelt wurden. Die TeilnehmerInnen kontaktierten im Studienzeitraum 33.688 Nummern, von denen 6.107 Nummern über öffentlich zugängliche Quellen eindeutig bestimmten Personen oder Einrichtungen zugeordnet werden konnten.

Die WissenschaftlerInnen konnten anhand der Telefonate und zusätzlicher Informationen über die sozialen Netzwerke erschreckend detaillierte Erkentnisse über die TeilnehmerInnen gewinnen. So telefonierte beispielsweise einer innerhalb von drei Wochen mit Baumärkten, Handwerkern, einem Handel für Hydrokultur-Zubehör sowie einem Headshop (Wasserpfeifen, Grassamen % Co.). Plante da etwa einer eine Cannabiszucht?

Andere telefonierten verräterischerweise mit Scheidungsanwälten, Waffengeschäften, Suchtberatungsstellen oder Kliniken für sexuell übertragbare Krankheiten. Einem Teilnehmer konnte aufgrund seiner sehr speziellen Anrufe eine chronische Krankheit eindeutig zugeschrieben werden. Ein anderer outete sich als Besitzer einer ganz bestimmten Waffe. Und das alles spielte sich in den Datensätzen von wenigen Hundert TeilnehmerInnen über einen Zeitraum von wenigen Monaten ab. Was ergeben da bloß die Millionen Daten, die über Jahre hinweg von der NSA gesammelt wurden? Wie immer man zu diesem Thema auch stehen mag, die ForscherInnen konnten in jedem Fall zeigen, dass auch Meta-Daten schützenswert sind, weil sie doch mehr verraten, als man auf den ersten Blick für möglich halten sollte.

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Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 18. März 2014