Rituale für die Seele

Zwei neue Studien belegen die positive Wirkung von Ritualen auf unser seelisches Wohlbefinden. Demnach können sie bei der Trauerbewältigung helfen sowie (Vor-)Freude und Genuss steigern.

Jeder Mensch pflegt Rituale. Einige von euch nehmen vielleicht einen Glücksbringer mit zu Prüfungen oder schließen die Haustür immer zweimal ab. Selbst wer nicht so einen "Spleen" hat, kennt zumindest allgemeine Rituale wie das Beschenken zum Geburtstag. Rituale verbinden, sie trösten, beruhigen und geben Sicherheit. Egal, was kommt, diese eine Sache bleibt immer gleich. Zwei Forschergruppen haben die Wirkung von Ritualen jetzt wissenschaftlich untersucht. Und dabei entdeckt, dass sie sogar Gemüse besser schmecken lassen…

*Trostspender*
Eine Studie von Michael Norton und Francesca Gino von der Harvard Business School belegt, dass Rituale uns helfen können, schlimme Situationen besser zu verarbeiten.
Die Wissenschaftler führten dazu mehrere Experimente durch, bei denen sich die TeilnehmerInnen entweder an einen persönlichen Verlust (eines nahestehenden Menschen oder einer großen Liebe) erinnern sollten oder damit konfrontiert wurden, dass jemand anderes Geld gewann und sie leer ausgingen. Dann wurde untersucht, ob das Ausüben von Ritualen anschließend Kummer und das Gefühl, keine Kontrolle über das zu haben, was mit einem passiert, abmildert. Die Probanden sollten sich dazu entweder (im ersten Fall) an Rituale erinnern, die sie entwickelt hatten, oder (im zweiten Fall) ein frei erfundenes Ritual durchführen und jeweils anschließend ihre Gefühle anhand einer Skala bewerten. In jedem Versuch gab es natürlich auch noch eine „ritualfreie“ Kontrollgruppe. Es zeigte sich in allen Experimenten gleichermaßen, dass die Befragten sich weniger traurig und ausgeliefert fühlten, wenn sie sich an Ritualen festhalten konnten – egal, ob sie diese selbst entwickelt hatten oder vorgegeben bekamen.
Übrigens: Das vorgegebene Ritual im zweiten Teil beinhaltete unter anderem, die negativen Emotionen aufzuschreiben und den Zettel anschließend zu zerreißen. Dass das symbolische Zerstören von schlechten Gefühlen bei ihrer Bewältigung hilft, hatte eine frühere Studie bereits nachgewiesen. Vielleicht habt ihr ja auch schon einmal diese Erfahrung gemacht?

*Schmackhafteres Essen dank Ritual?*
Rituale helfen aber nicht nur bei der Trauerbewältigung, sondern können auch positive Gefühle wie Genuss und die Vorfreude darauf steigern. Das wiesen Norton und Gino zusammen mit zwei Forschern der Carlson School of Management in einer zweiten Studie nach.
Diese bestand ebenfalls aus mehreren Teilen. Die Probanden sollten dabei bestimmte Nahrungsmittel essen und anschließend bewerten, wie gut sie ihnen geschmeckt hatten bzw. wie gerne sie noch etwas davon essen würden. Einige folgten dabei von den Forschern festgelegten Ritualen. Es stellte sich heraus, dass bei den Gruppen mit Ritual Genuss und Vorfreude größer waren als bei den anderen. Und zwar nicht nur bei einem sowieso sehr leckeren Schokoriegel, sondern auch bei „neutralem“ Gemüse: Alle Teilnehmer im zweiten Experiment aßen Karotten; wer das mit einem ritualisierten Verhalten verknüpfte, fand sie leckerer und wollte besonders gerne nach zwei Stück auch noch eine dritte haben. (Ob den Probanden bei diesem Experiment Hasenzähne gewachsen sind, wird in der Studie übrigens nicht erwähnt. ;-) )
Außerdem fanden die Wissenschaftler auch noch heraus, dass eine Wartezeit zwischen Ritual und Essen den Genuss und die Vorfreude erhöht. Das kennen wir doch alle: Meistens erscheint das am tollsten, was man nicht „einfach so“ haben kann…

Man sollte also ruhig an kleinen Angewohnheiten festhalten. Sie können schließlich sogar den Geschmack von Möhren beeinflussen. ;-)

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Autorin / Autor: Redaktion / Bild - Stand: 19. Februar 2013