Projekt Herausforderung
Elf Tage ohne Eltern, ohne Handy und mit wenig Geld. Frieda über ein herausforderndes Schulprojekt mit Lerneffekt.
Für manche ist die Vorstellung alleine zu reisen der absolute Traum, für die anderen ist es die Hölle. Sich 11 Tage ohne Eltern, ohne Handy und mit wenig Geld zurechtfinden. Das sind für uns die Grundvoraussetzungen für das Projekt mit dem Titel: "Herausforderung", das bei uns an der Schule durchgeführt wird. Die Idee der Herausforderung wurde 2012 das erste Mal an zwei Schulen in Berlin und Hamburg durchgeführt. Mittlerweile nehmen mehr als 50 Schulen an der Idee teil. Das Konzept der Herausforderung ist dabei an allen Schulen unterschiedlich. Das Alter der Teilnehmenden und die Länge des Projekts unterscheidet sich von Schule zu Schule, ist aber meistens für die Klassenstufen acht bis zehn und zwischen einer bis drei Wochen lang. Wie dieses Projekt aussehen kann, zeigt die Heliosgesamtschule in Köln. Ich habe dieses Projekt selber in der neunten Klasse mitgemacht und kann deshalb einiges darüber erzählen.
Unsere Herausforderung: Eine Reise an die niederländische Küste
Wir nannten unsere Gruppe "Die Wilden Hühner" und sie bestand aus fünf Mädchen. So ist es bei uns abgelaufen: Verabschiedet wurden wir kurz nach den Sommerferien von den anderen Jahrgängen auf dem Schulhof. Nach der Abfahrt mussten wir uns nur mithilfe von Karten orientieren und den Weg finden. Unser Ziel war es, die niederländische Küste mit dem Fahrrad und der Bahn zu erreichen.
Unsere Eltern bekamen einmal am Tag ein Foto zugeschickt, um Bescheid zu geben, dass alle noch leben und wohlauf sind. Das Foto wurde über das Handy unserer Betreuungsperson gesendet, was gleichzeitig auch unser Notfalltelefon darstellte. Vielen fiel es schwer, für elf Tage auf das eigene Handy zu verzichten. Auch bei uns in der Gruppe war das schwer. Auch für eine doch relativ lange Zeit mit seinen Klassenkameraden und/oder Freunden zusammen zu sein, war nicht immer leicht. Einige andere Gruppen mussten ihre Reise aufgrund von Streit abbrechen, andere waren kurz davor. Auf der Reise trafen wir viele nette Menschen, die uns Essen schenkten, bei denen wir auf Toilette gehen durften oder die uns einfach nur die Wasserflaschen auffüllen ließen. Viele fanden unsere Reise spannend und stellten interessiert Fragen.
Auch wenn wir uns bei den meisten Fahrradstrecken verschätzt und/oder verrechnet haben, haben wir doch alle Strecken geschafft. Selbst, als wir 45 Kilometer mehr fahren mussten als eigentlich geplanten 90 km, haben wir als Gruppe zusammengehalten, uns gegenseitig geholfen und gezogen.
Geplant haben wir die Reise in der achten Klasse im Zeitraum eines Quartals alleine. Wir bekamen von der externen Organisation "Herausforderung einfach machen" einen Einstiegsworkshop, in dem uns alles Wichtige erklärt wurde. Auch zum Abschluss des Projekts bekamen wir einen Workshop. Unsere Lehrer:innen halfen uns nur bei inhaltlichen Fragen. Auf alle Ideen zum Ziel, zur Durchführung und zu Übernachtungsmöglichkeiten, mussten wir alleine kommen.
Es gibt auch andere Beispiele für "Herausforderungen": Wanderung auf dem Jakobsweg, Fahrradtour zum Bodensee, Mitreise in einem Wanderzirkus oder Erkundung von Sportplätzen der Umgebung. Bei allen Gruppen fährt eine (meist studentische) Begleitperson mit, welche dafür sorgen soll, dass wir Schüler:innen uns an alle Gesetze halten und nicht in Gefahr geraten. Allerdings dürfen sie sich auch nur in diesen Situationen in die Entscheidungen der Gruppe einmischen. Mit einem Budget von 120 Euro pro Person muss auch die Begleitung mitversorgt werden. Mit diesem Geld muss alles bezahlt werden: Essen, Übernachtungen, Bahnfahrten, Ersatzteile und mehr. Da ist es teilweise richtig schwierig, einzuschätzen was ausgegeben werden kann und was nicht. Wir hatten Glück und mussten für keine Übernachtung bezahlen, sonst hätten wir am Ende ein echtes Geldproblem gehabt.
Ich habe während unserer Herausforderung viele neue und wichtige Dinge gelernt, beispielsweise weiß ich jetzt, wie ich ohne digitale Hilfe Wege finden kann, wie ich Fremde um Hilfe bitte und sie anspreche oder wie es ist, sich mit wenig Geld selbst zu versorgen. Vieles davon werde ich bestimmt später noch brauchen und obwohl es in Teilen sehr anstrengend war, würde ich jedem empfehlen, der die Möglichkeit hat eine Herausforderung zu machen, diese Chance zu nutzen.
Mehr Infos zum Projekthintergrund
Autorin / Autor: Frieda - Stand: 24. Juni 2025