Potential geht vor Erfolg

Studie: Eine große Zukunft macht Eindruck

Wen bevorzugen LehrerInnen? Die Einser-KandidatInnen, die immer alles richtig machen oder die noch unfertigen, aber talentierten SchülerInnen, aus denen was ganz Großes werden kann?
Wer besteht die Casting-Show besser: die etablierten KünstlerInnen, die schon mehrfach mit ihren Talenten punkten konnten oder die vielbeschworenen "Rohdiamanten", die "wahnsinnig viel Potential" haben?

Zakary Tormala und sein Team von der Standford University sind diesen Fragen nachgegangen. Hintergrund war die Beobachtung, dass talentierte Anfänger auf dem akademischen Arbeitsmarkt oft bessere Angebote bekommen als etablierte Kandidaten, die schon auf verschiedene akademische Erfolge zurückblicken können. Wird das Potential, das ein Mensch in sich trägt, von anderen etwa höher bewertet als tatsächlicher Erfolg? Bekommen begnadete aber unerfahrene Fußballtalente darum manchmal höhere Angebote als erfahrene und erfolgreiche Spieler?

Um Antworten zu finden führten die WissenschaftlerInnen eine Reihe von Studien durch. So testeten sie etwa den Erfolg verschiedener Facebook-Anzeigen. Darin wurde ein (echter) Comedian beworben - mit unterschiedlichen Worten. Einmal wurde darin behauptet, die Kritiker hätten ihn als einen ganz Großen bezeichnet. In einer anderen Anzeige wurde gesagt, die Kritiker sagten, er könne einer der ganz Großen werden. Die Anzeige, in dem ihm lediglich eine große Zukunft prophezeit wurde, erzielte einen doppelt so großen Erfolg (Klicks und Likes) wie die andere Anzeige.
Auch in anderen Versuchen zeigte sich, dass Menschen das Potential oft höher bewerten als tatsächlichen Erfolg. Sei es, dass sie im Rollenspiel als NBA-Manager Basketball-Talenten ein höheres Gehalt zuschrieben als erprobten Spielern, sei es, dass sie zwischen zwei Bewerbern für einen Management Job den Anfänger gegenüber dem Erfahrenen bevorzugten, weil sie sein Potential beeindruckte.

Die Forscher glauben, dass es gerade die Unsicherheit ist, die dafür sorgt, dass Entscheider mehr über eine Person nachdenken. Und je mehr sie nachdenken, desto mehr positive Schlüsse ziehen sie. Möglicherweise spielt aber auch eine Rolle, dass Entscheider sich besser im Licht eines Ausnahmetalents sonnen können, wenn sie es selbst entdeckt, gefördert und geformt haben? Denkbar ist auch, dass der Lotterieaspekt einfach spannender ist als die Gewissheit: Habe ich mit diesem oder jener Kandidatin das große Los gezogen oder eine Niete?

Wenn ihr selbst also bei künftigen Arbeitgebern Eindruck schinden wollt, reitet nicht auf bereits vergangenen Erfolgen herum, sondern verweist auf die Erfolge, die ihr in der Zukunft zu haben glaubt. Noch besser ist natürlich, wenn andere euch bescheinigigen, dass ihr ein unglaubliches Potential habt.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 12. Juli 2012