Plastikalternativen, die keine sind

Europäischer Verbraucherverband BEUC: Vermeintlich umweltfreundliche Einwegalternativen sind vielfach mit unerwünschten Chemikalien belastet, die sich kaum abbauen und teilweise krebserregend sind

Adieu Plastikbesteck. Einwegbesteck und -geschirr aus Plastik, Trinkhalme, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff sowie To-Go-Getränkebecher, Fast-Food-Verpackungen und Wegwerf-Essensbehälter aus Styropor dürfen ab dem 3. Juli 2021 EU-weit nicht mehr produziert werden. Der Handel kann allerdings vorhandene Ware noch abverkaufen. Das ist eine gute Sache und viele Anbieter_innen von To-Go-Mahlzeiten wechseln nun zu alternativen Materialien. Der Europäische Verbraucherverband BEUC (französisch Bureau Européen des Unions de Consommateurs) warnt jedoch, dass es mit der Umweltverträglichkeit von Alternativen zu Plastikbesteck & Co. auch nicht immer so weit her ist. Eine Studie in vier Ländern hat ergeben, dass Papierstrohhalme, Besteck aus Palmenblättern oder Schüsseln aus pflanzlichen Pressfasern problematische Inhaltsstoffe enthalten können. In der Studie wurden 57 verschiedene Produkte geprüft, darunter solche aus Zuckerrohr, Papier oder Palmblättern. Dabei wurde in mehr als der Hälfte der Proben eine oder mehrere unerwünschte Chemikalien oberhalb der empfohlenen Grenzwerte gefunden, darunter auch solche, die im Verdacht stehen, Krebs zu verursachen. Zusätzliche 21% bleiben nur knapp unter den erlaubten Höchstmengen. Die Sicherheit solcher Produkte ist in der EU nur unzulänglich geregelt, weil es noch kaum konkrete Vorgaben gibt.

Als problematisch bewerten die Verbraucherschützer_innen auch, dass die Bewerbung als "kompostierbar" oder "biologisch abbaubar" verschleiert, dass darin Chemikalien enthalten sein können, die selbst in 100 Jahren noch nicht vollständig abgebaut sind und sich in der Umwelt anreichern.

Der eigentlich gute Ansatz, schädliche Produkte aus dem Alltag zu verbannen, führe nun traurigerweise dazu, dass eine Umweltverschmutzung durch eine andere ersetzt werde, kritisiert der Europäische Verbraucherverband und fordert die EU darum auf, sicherzustellen, dass Plastikalternativen auch wirklich sicher sind und Nutzer_innen nicht in die Irre führen.

Bevor ihr also voller Begeisterung zu Palmschälchen, Zuckerrohrgabeln und Papierstrohhalmen greift, führt euch vor Augen, dass die beste Alternative immer noch darin besteht, überhaupt keinen Abfall zu produzieren. Wenn ihr wisst, dass ihr auswärts essen wollt, dann nehmt ein Unterwegs-Set mit, das ihr euch befüllen lasst. Oder gönnt euch die Zeit, setzt euch hin (das ist ja glücklicherweise bald wieder möglich) und esst dort, wo ihr euer Essen auf einem richtigen Teller mit echtem Mehrwegbesteck serviert bekommt.

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Autorin / Autor: Pressemitteilung / Redaktion - Stand: 2. Juni 2021