Nachrichten - nein danke?

Der „Reuters Institute Digital News Report 2016“ sieht einen Rückgang der Nachrichtennutzung der 18- bis 24-Jährigen

Noch nie zuvor in der Geschichte stand uns eine solche Fülle von Nachrichten, Anbietern und Geräten zur Verfügung. Über das Internet werden wir jederzeit und überall mit Neuigkeiten aus aller Welt versorgt, dennoch geht die Nachfrage nach diesen Infos immer weiter zurück. Sind junge Erwachsene News-verdrossen oder hat die Skepsis gegenüber klassischen Medien und ihre Berichterstattung zugenommen? Laut der Erhebung „Reuters Institute Digital News Report 2016“ ist jedenfalls die Nachrichtennutzung der 18- bis 24-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr in allen Gattungen zurückgegangen: im Fernsehen (von 72 % auf 54 %), im Radio (von 40 % auf 33 %), in Printmedien (von 34 % auf 26 %) und im Internet (von 79 % auf 75 %). 21 Prozent der 18- bis 24-Jährigen beziehen Nachrichten ausschließlich über Quellen aus dem Internet; darunter sind 8 Prozent, die ausschließlich Nachrichten über soziale Medien nutzen. Diese Ergebnisse wurden am 15. Juni vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung veröffentlicht.

Dennoch ist der überwiegende Teil, nämlich 71 Prozent der befragten Internetnutzer_innen über 18 immer noch „überaus“ oder „sehr“ an Nachrichten interessiert. (Zum Vergleich: 2015 waren es noch 74,5 %). Knapp 94 Prozent der befragten Onliner nutzen Nachrichten mindestens sogar mehrmals pro Woche (2015: 97 %), und gut 84 Prozent tun dies mindestens täglich. Am interessiertesten sind die Newsleser_innen an Nachrichten aus der eigenen Region, an internationalen und politischen Nachrichten, an Meldungen über Kriminalität, Justiz und Sicherheit sowie an Neuigkeiten über die Umwelt.

*Fernsehen bleibt wichtigste Nachrichtenquelle*
Trotz des Attraktivitätsverlusts des Fernsehens bei Jüngeren, bezeichnen über die Hälfte aller befragten Internetnutzer über 18 das Fernsehen weiterhin als die wichtigste Nachrichtenquelle (51 %), für 26 Prozent ist es das Internet. Damit ist Deutschland im internationalen Vergleich das Land mit dem geringsten Bevölkerungsanteil, für den das Internet die wichtigste Nachrichtenquelle darstellt.

Das Radio nutzen momentan 46 Prozent (2015: 50 %) und das regelmäßige Lesen von Tageszeitungen oder gedruckten Nachrichtenmagazinen ging in einem Jahr ebenfalls  von 45 auf 38 Prozent zurück. Gestiegen ist hingegen der Anteil derer, für die soziale Medien eine regelmäßig verwendete Nachrichtenquelle sind - 2015 waren dies noch 25, jetzt sind es 31 Prozent. Fragt man nach der Quelle der Nachrichten, kommen die allerdings von klassischen TV- und Radioanbietern: 86 Prozent der Befragten nutzen regelmäßig Angebote, die dort ihren Ursprung haben, on- oder offline.

*Nachrichten über Smartphone und soziale Medien*
Für 18- bis 34-Jährige ist inzwischen das Smartphone das am weitesten verbreitete Gerät zum Abrufen von Online-Nachrichten. Dabei wird jede/r fünfte Erwachsene über soziale Netzwerke auf journalistische Artikel aufmerksam, weil es dort einfacher sei, auf verschiedene Quellen zugreifen zu können, gaben sie als Grund an. Facebook ist dabei mit 27 Prozent die am häufigsten genutzte Quelle für Online-Nachrichten. Die Möglichkeiten, die dort gelesenen Artikel auch zu „liken“ oder andere Formen der Teilhabe wie Online-Umfragen auf Nachrichten-Webseiten und in sozialen Netzwerken werden allerdings nur begrenzt genutzt. Der größte Anteil der Befragten gab an, sich in der Regel nicht aktiv an der Nachrichtenberichterstattung zu beteiligen - und zwar egal welchen Alters. Am ehesten wird sich über das Gelesene noch persönlich unterhalten. Und diejenigen, die Artikel auf Nachrichtenseiten kommentieren, machen lediglich 4 % der Befragten aus. Angesichts der zunehmend hasserfüllten und menschenverachtenden Kommentare, ist es allerdings eine beruhigende Nachricht, dass es offenbar immer die gleichen 4 Prozent sind, die ihren Zorn in den Kommentarspalten verewigen ;-).

*Informationen zur Studie*
Welche Arten von Nachrichten von Interesse sind; welche Geräte und Wege genutzt werden, um diese zu finden; welchen Anbietern vertraut wird und welche Standpunkte Menschen hinsichtlich der Finanzierung von Journalismus vertreten: Das sind Fragen, die seit 2012 im Rahmen des Reuters Institute Digital News Survey untersucht werden. Die Studie wird unter Koordination des in Oxford (UK) ansässigen Reuters Institute for the Study of Journalism zeitgleich in Australien, Belgien, Brasilien (urbane Regionen), Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Japan, Kanada, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, der Schweiz, Spanien, Südkorea, Tschechien, Türkei, Ungarn, den USA und dem Vereinigten Königreich realisiert, um generelle Trends, aber auch nationale Besonderheiten erkennen zu können. Pro Land wurden 2016 rund 2.000 Personen befragt. Insgesamt basiert die Studie in der vierten Wiederholung auf 53.330 Befragten aus 26 Ländern. Das Hans-Bredow-Institut ist seit 2013 als Kooperationspartner für die deutsche Teilstudie verantwortlich; die Erhebung im Jahr 2016 wurde dabei von den Landesmedienanstalten und dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) unterstützt.

Die Studie im Netz

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Autorin / Autor: Pressemitteilung/ Redaktion - Stand: 17. Juni 2016