Mobbing trifft auch beliebte Jugendliche

Studie: Wer aufsteigt, erhöht sein Mobbingrisiko

Bild: LizzyNet

Mobbingopfer sind meist unbeliebte Außenseiter? Dieses gängige Vorurteil stimmt möglicherweise nicht. Das meinen zumindest US-ForscherInnen, die in einer Studie genauer beleuchtet haben, wer eigentlich von wem gemobbt wird. Dabei sind sie zu dem überraschenden Ergebnis gekommen, dass auch "beliebte" Kinder und Jugendliche nicht selten Opfer von Mobbing werden. Den ForscherInnen zufolge steigt das Risiko gemobbt zu werden sogar mit dem Aufstieg in der Beliebtheitshierarchie.

Die ForscherInnen hatten für ihre Untersuchung die Daten von rund 4.200 SchülerInnen aus den Klassen 8-10 ausgewertet. Zunächst ermittelten sie in Interviews die soziale Rangfolge der einzelnen SchülerInnen, indem sie sie baten, fünf SchülerInnen zu nennen, mit denen sie eng befreundet sind und fünf, die gemein zu ihnen sind sowie fünf, zu denen sie selbst gemein sind. Dadurch ermittelten die PsychologInnen dann das soziale Netz und in welcher Stellung sich die Befragten darin befanden.

Wer sich etwa in der Mitte der Beliebtheitsskala befand und dann aufstieg, wies ein höheres Risiko auf, gemobbt zu werden. Nur wer es ganz an die Spitze geschafft hatte, sozusagen der absolute allseits beliebte Star war, hatte nichts mehr zu befürchten. Ganz entgegen einem weiteren geläufigen Klischee hatten die wirklichen Stars es von ihrer Seite aus ebenfalls nicht mehr nötig, fies zu anderen zu sein.
Wer es aber noch nicht ganz nach oben geschafft hatte, war nicht nur gefährdeter für Mobbing-Attacken, sondern auch noch besonders sensibel für die Angriffe von MitschülerInnen. Je beliebter einE SchülerIn war, desto schlimmer empfand er/sie auch das Mobbing. Die ForscherInnen mutmaßen, dass beliebtere SchülerInnen vielleicht das Gefühl haben, mehr zu verlieren oder aber dass sie wenig Unterstützung bekommen, weil keiner sich vorstellen kann, dass ausgerechnet sie gemobbt werden.

Die ForscherInnen werben für mehr Bewusstsein bei LehrerInnen, Eltern und PädagogInnen. Gerade beliebte Jugendliche würden von Antimobbingmaßnahmen oft nicht erfasst, reagierten gleichzeitig aber besonders heftig auf Mobbing. Anti-Mobbing-Programme müssten ihrer Meinung nach außerdem insgesamt stärker darauf abzielen, den ständigen Kampf um den sozialen Status durch vielseitigere und gemeinschaftliche Aktivitäten zu ersetzen.

Tatsächlich zeigt die Studie aber auch, wie stark das hierarchische Denken bereits in den Köpfen der ForscherInnen verankert ist. Irgendwie muss man auch erst mal auf die Idee kommen, einem jungen Menschen einen "Rang" innerhalb einer Gruppe zuzuweisen, indem man zählt, wie oft er von anderen als Freund oder Opfer benannt wird.

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Autorin / Autor: Redaktion / eurekalert.org - Stand: 2. April 2014