Mobbing = Typfrage?

Studie: Ziele, die man mit seinem Verhalten verfolgt, beeinflussen den Umgang mit Mobbing

Es gibt zahlreiche Studien, die danach fragen, warum bestimmte Kinder Gleichaltrige hänseln. Das Hauptinteresse liegt dabei fast immer bei den Tätern, nicht bei den Opfern. Eine neue Studie der Psychologieprofessorin Karen Rudolph betrachtet nun die Situation von der anderen Seite. Im Mittelpunkt stehen die Opfer und die Frage, welche Strategien Kinder entwickeln, um mit Hänseleien durch Gleichaltrige umzugehen.

*3 Typen von Mobbingopfern*
Nach Rudolph gibt es dabei drei Typen von Kindern, die jeweils anders damit umgehen, gemobbt zu werden, weil sie grundsätzlich unterschiedliche Ziele verfolgen. Typ 1 möchte Beziehungen zu anderen aufzubauen, die eigenen sozialen Fähigkeiten verbessern und lernen, wie man Freunde bekommt. Typ 2 ist am meisten daran interessiert zu zeigen, „was er kann“: Er versucht möglichst cool zu wirken, möchte, dass andere so sein wollen wie er und will seine Zeit mit den beliebten Kindern der Schule verbringen. Typ 3 versucht auch zu zeigen, was er kann, allerdings auf eine andere Art und Weise. Die Strategie: Nichts tun, wodurch man negativ auffallen könnte.

*Die Studie*
Um zu bestimmen, wie viele Kinder gehänselt werden, verteilte man an 373 Zweitklässler und ihre Lehrer eine Reihe von Fragebögen. Sie wurden auch genutzt, um zu erfahren, wie die befragten Kinder allgemein zu Mobbing stehen, und wie sie ihre Beziehung zu Gleichaltrigen sehen. Die Ergebnisse zogen die Forscher heran, um herauszufinden, ob - und wenn ja - wie soziale Ziele, die sich Kinder stecken, den Umgang mit Hänseleien in der dritten Klasse beeinflussen.

*Unterschiedliche Reaktionen auf Mobbing*
Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder, die am meisten daran interessiert sind, Beziehungen zu anderen aufzubauen (Typ 1), auch die positivste Selbstwahrnehmung haben und am ehesten fähig sind, Konflikte mit anderen Kindern zu reduzieren. Dabei nutzen sie oft Strategien, bei denen sie selbst aktiv werden müssen (zum Beispiel einen Lehrer um Rat fragen). Kinder, die gerne cool sein wollen, reagieren hingegen eher mit impulsiven Handlungen auf Mobbing  und tun sich schwer damit, das Problem als solches zu erkennen und zu lösen. Typ 3 ignoriert das Mobbing und lässt alles mit sich machen.

*Die Aufforderung sich zu ändern, reicht nicht aus*
Mit diesem Wissen könne man Kindern bei der Entwicklung von Strategien zur Bewältigung von Mobbing helfen, meint Rudolph. "So hast du dich zu verhalten!“, reiche nicht aus, damit sie ihre Verhaltensweisen ändern. Wichtiger sei es zu verstehen, warum sich Kinder auf eine bestimmte Weise verhalten.  Letztlich sei es auf diese Weise auch möglich, Mobbing vorzubeugen und das Verhältnis zwischen Tätern und Opfern zu ändern.

Autorin / Autor: Anika Krüger / Pressemitteilung - Stand: 31. August 2011