Mitgefühl macht alle glücklich
Eine neue Studie von Psychologinnen der Uni Mannheim zeigt: Wer anderen mitfühlend begegnet, hat auch selbst etwas davon
Habt ihr schonmal bemerkt, dass wenn ihr anderen Mitgefühl entgegen bringt, ihr euch selbst auch wohler fühlt? Das ist offenbar völlig normal, wie eine neue wissenschaftliche Untersuchung von Forscherinnen der Universität Mannheim ergab. Das Forschungsteam wertete in einer sogenannten Meta-Analyse Daten aus über 40 Einzelstudien aus. Dabei zeigte sich: Menschen, die sich in andere einfühlen, sie unterstützen oder ihnen helfen möchten, berichten insgesamt von einer höheren Lebenszufriedenheit, erleben mehr Freude und sehen mehr Sinn im Leben. Das psychologische Wohlbefinden war bei diesen Menschen im Durchschnitt höher. Das Mitgefühl konnte zwar negative Gefühle wie Stress oder Traurigkeit nicht ganz so stark reduzieren wie die Zufriedenheit gesteigert wurde, doch auch hier zeigten sich leichte positive Tendenzen.
Die Wissenschaft beschreibt Mitgefühl als die Fähigkeit, wahrnehmen zu können, wenn andere leiden, emotional darauf zu reagieren und das Bedürfnis zu haben, dieses Leiden zu verringern. Das bedeutet beispielsweise, jemandem in einer belastenden Situation praktische Hilfe anzubieten oder eine kleine Entlastung im Alltag zu übernehmen.
Mitgefühl steigert Lebensqualität
Besonders interessant war, dass der Zusammenhang zwischen Mitgefühl und eigenem Wohlbefinden unabhängig vom Alter, Geschlecht oder der Religion der untersuchten Personen auftrat. Das deutet darauf hin, dass es sich um einen grundsätzlichen Zusammenhang handelt, der in verschiedenen Bevölkerungsgruppen ähnlich wirkt. Allerdings fehlt es noch an gut kontrollierten Langzeitstudien, die die These stützen.
„Da das eigene Wohlbefinden zu Langlebigkeit, Gesundheit und sozialer Funktionsfähigkeit beiträgt, erscheint die Förderung von Mitgefühl gegenüber anderen als ein vielversprechender Ansatz für psychologische und gesundheitspolitische Maßnahmen“, resümiert Erstautorin Majlinda Zhuniq. Wenn wir es als Gesellschaft also schaffen, Mitgefühl durch Bildung, soziale Projekte oder andere Programme gezielt zu fördern, könnte dies nicht nur die Lebensqualität der Einzelnen steigern, sondern auch das soziale Miteinander verbessern. Die Autorinnen schlagen zum Beispiel Schulprogramme, Angebote in der Erwachsenenbildung oder digitale Trainings vor, die dazu beitragen, mehr Mitgefühl im Alltag zu leben.
In einer kleineren Gruppe von Studien untersuchte das Team außerdem, wie sich gezielte Mitgefühlstrainings — wie zum Beispiel bestimmte Meditationsformen — auf das Wohlbefinden auswirken. Auch hier zeigte sich eine Verbesserung, was darauf hindeutet, dass Mitgefühl das eigene Wohlbefinden aktiv fördern kann – und nicht nur eine Begleiterscheinung desselben darstellt.
Die Studie ist kürzlich in der Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen.
Quelle
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung