Mach mich bitte nicht aus

Studie: Wann Menschen auf "Gefühle" von Robotern reagieren

Foto: UDE/Sozialpsychologie

Roboter sind schon lange keine fremden Wesen aus der Maschinenwelt mehr: Sie kommunizieren mit uns, begrüßen Gäste in Hotels oder muntern pflegebedürftige Senioren auf. Was macht das mit uns? Nehmen wir sie wirklich als soziale Wesen wahr, können sie Gefühle bei uns auslösen? Ja sagt eine sozialpsychologische Studie der Universität Duisburg-Essen (UDE), in der es Proband_innen mit einem ängstlichen Roboter zu tun bekamen.

*"Knipse mich nicht aus!"*
In einem Experiment saßen 85 Personen einem Nao gegenüber – ein niedlicher Roboter, 58 Zentimeter groß, mit Kulleraugen. Den Proband_innen wurde gesagt, man wolle mithilfe einiger Aufgaben seine Interaktionsfähigkeit verbessern. Doch in Wirklichkeit ging es dem Forscherteam um Prof. Nicole Krämer und Aike Horstmann um etwas ganz anderes. Für sie war das Ende des Versuchs entscheidend: Alle Teilnehmenden wurden nämlich angewiesen, den Roboter abzustellen. Bei 43 von ihnen bettelte er plötzlich: „Nein! Bitte knipse mich nicht aus! Ich habe Angst vor der Dunkelheit!“ Daraufhin bekamen 13 Personen offenbar Mitleid mit Nao und ließen ihn an. Und die übrigen 30 brauchten immerhin doppelt so lange, den Aus-Knopf zu drücken, als die Vergleichsgruppe, bei der Nao nicht jammerte.

*Mitleid, Neugier, Angst*
Befragt nach den Gründen für ihre Reaktion, gaben die Proband_innen an, nicht gegen den Willen des Roboters handeln zu wollen. Sechs Personen gaben zu, Mitleid mit ihm zu haben, als er sagte, er fürchte sich. Andere erklärten, dass sie von der Situation überrascht worden seien, dass sie neugierig wurden, was als nächstes passieren würde, oder dass sie Angst verspürten, etwas falsch zu machen. „Das belegt, dass wir Roboter zwar nicht bewusst als soziale Wesen sehen“, erläutert Studienleiterin Prof. Nicole Krämer. „Wenn sie aber menschlich reagieren, kann man nicht anders, als sie menschenähnlich zu behandeln. Das liegt an unserem angeborenen sozialen Verhalten.“

*Unvorhersehbar*
Das Forscherteam wollte darüber hinaus wissen, ob es einen Unterschied machen würde, wie der Roboter vorher mit den Proband_innen kommuniziert hatte und ließ ihn mal wie ein Mensch oder nüchtern wie eine Maschine agieren. Erstaunlicherweise zögerten ausgerechnet diejenigen, die es mit einem funktionalen Nao zu tun hatten, lange, ihn auszuknipsen, als er emotional aufbegehrte. „Das war überraschend für uns“, so Aike Horstmann. „Wir denken, dass dies erhöhte kognitive Belastung auslöste, weil es besonders unvorhersehbar war.“

*Ist das ethisch wünschenswert?*
Wer es allerdings mit einem sozialen Roboter zu tun hatte, bekam nach dem Ausschalten negativere Gefühle als die anderen. „Es hat also Folgen, wenn man Maschinen mit menschlichen Verhaltensweisen ausstattet. Man muss sich fragen, ob das ethisch wünschenswert ist“, meint Krämer. Auf absehbare Zeit müssten wir uns jedoch keine Sorgen machen, dass Roboter uns dominieren. Die Technik sei noch lange nicht so weit, beruhigt uns die Wissenschaftlerin.

Die Studie ist in der Online-Fachzeitschrift PLOS One erschienen.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 15. August 2018