Langsam und schlau

Am 23. Mai ist Welt-Schildkröten-Tag

Heute haben wir uns mal einen etwas ungewöhnlicheren Gedenktag ausgesucht: den Welt-Schildkröten-Tag. Doch, doch, den gibt es wirklich und zwar seit dem Jahr 2000. Und wir finden auch, dass dieses wechselwarme, eierlegende Kriechtier es verdient hat, sich mit ihm mal genauer zu befassen, denn es existierte schon, bevor der erste Dinosaurier sich aus dem Ei pellte, vor mehr als 220 Millionen Jahren! Und: das Tier muss enorm anpassungsfähig sein, sonst hätte es nicht bis zum heutigen Tag überlebt.

*Viele Arten gefährdet*
Dennoch sind viele Arten akut gefährdet: durch Jäger, die es auf ihr Fleisch oder ihre Eier abgesehen haben, aber auch durch Strand-TouristInnen, die ihr Brutgebiet belagern und die Industrie, die die Meere verschmutzt. Der jährlich am 23. Mai stattfindende Welt-Schildkröten-Tag will auf all diese Missstände aufmerksam machen.

*Schildkröte als Haustier*
Weil die Schildkröte so langsam ist und - verglichen zu anderen Haustieren - alt wird, wird sie immer häufiger auch zum Familienmitglied von Menschen. Allerdings ist das nicht immer unproblematisch. Dr. Michael Pees, Veterinärmediziner an der Klinik für Vögel und Reptilien der Universität Leipzig: "Es ist leider ein großes Missverständnis, dass sie wenig Pflege benötigen." Besonders die artgerechte Haltung der europäischen Landschildkröten sei sehr kompliziert. "Die richtigen klimatischen Bedingungen sind lebensnotwenig. Dazu gehören Wärme im Sommer und die Möglichkeit einer sicheren Überwinterung im Winter", erklärt Pees. Hauptproblem sei, dass den Tieren oft die falsche Nahrung angeboten werde. Landschildkröten sind "reine Individualisten und besonders ausgeprägte Charaktere", so der Veterinärmediziner. Das mache ihren Reiz aus, aber eine Schildkröte passe deshalb auch nicht zu jedem.

*Hohes Alter*
Landschildkröten in Europa können übrigens 60 bis 70 Jahre alt werden. Eine 2006 im Zoo von Kairo verstorbene Galápagos-Riesenschildkröte war nach Angaben des Zoodirektors sogar 270 Jahre alt. Verursacher des langen Lebens ist die niedrige Stoffwechselintensität von Schildkröten. Je niedriger sie ist, umso älter werden die Tiere.

*Die Sinne*
Schildkröten können sehr gut sehen, haben einen stark ausgeprägten Geruchssinn, aber hören nicht besonders gut. Dafür können sie sich aber Futterquellen und Fluchtwege gut merken, weil sie einen hervorragend ausgeprägten Orientierungssinn besitzen, der sich mit zunehmendem Lebensalter auch zu verstärken scheint. Schildkröten sind meist stumm, sie haben einen guten Temperatur- und Gleichgewichtssinn und sind schmerzempfindlich!

*Die Symbole*
In Afrika gelten Schildkröten übrigens als besonders kluge Tiere. In Märchen gewinnen sie sogar Geschwindigkeitswettbewerbe gegen schnellere Tiere, weil sie sich durch listiges Verhalten Vorteile verschaffen. In vielen Mythen über den Ursprung der Welt spielen die Tiere eine wichtige Rolle, zum Beispiel als Erdenträger, der im Meer auf dem Rücken liegend die Welt(-scheibe)stützt.

Wie wär`s, wenn wir die Mythologie mal umkehren und die Welt so gestalten, dass die sympathischen Tiere sich von ihr mal tragen lassen können ;-).

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 23. Mai 2013;