Kunst macht selten reich - aber glücklich

SOEP-Studie: KünstlerInnen gehören zur zufriedensten Berufsgruppe

Ist es euer größter Wunsch, KünstlerIn zu werden und raten euch alle davon ab, weil man mit dem Verdienst in diesem Beruf eigentlich nicht überleben kann? Dann könnte euch eine neue Studie des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) in eurem Berufswunsch bestärken. Die besagt nämlich, dass KünstlerInnen - egal ob Bildhauer, Malerin oder Schauspielerin -  wesentlich glücklicher mit ihrer Arbeit sind als Menschen, die in anderen Berufen arbeiten. „Künstler ziehen aus der Tätigkeit selbst einen viel größeren Nutzen als aus dem Geld, das sie damit verdienen“, sagt Lasse Steiner, einer der Autoren. „Das liegt vor allem daran, dass sie ihre Arbeit als besonders selbst bestimmt und vielseitig empfinden“. Die Studie wurde jetzt als SOEPpaper 430 veröffentlicht.

Über das SOEP

Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Jedes Jahr werden mehr als 20 000 Menschen vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung befragt. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung und Gesundheit. In die vorliegende Studie flossen Angaben von insgesamt 28.000 berufstätigen Menschen ein, darunter mehr als 300 Künstler. Die Daten wurden zwischen 1990 und 2009 erhoben.

Je mehr Arbeit, desto glücklicher

Bisher gingen viele ökonomische Modelle davon aus, dass wir vor allen deshalb arbeiten, weil wir möglichst viel Geld in möglichst kurzer Zeit verdienen wollen. Mit Hilfe der SOEP-Daten konnte die Forschergruppe um Steiner, der an der Universität Zürich forscht, nun erstmals belegen, dass diese Annahme für KünstlerInnen offenbar nicht zutrifft.

Die SOEP-Daten zeigen: KünstlerInnen verdienen zwar im Durchschnitt weniger als andere Berufstätige, aber ein gutes Einkommen ist ihnen auch nur halb so wichtig wie anderen Beschäftigten. Erstaunlich ist der Zusammenhang von Arbeitszeit und Zufriedenheit: „Im Gegensatz zu anderen Berufstätigen sind Künstler umso glücklicher mit ihrer Arbeit, je mehr Stunden sie wöchentlich arbeiten“, sagt Steiner. Den Grund dafür sieht Steiner darin, dass die Tätigkeit selbst die KünstlerInnen glücklich macht. „Künstler können zum Beispiel häufiger selbst bestimmt arbeiten als andere“, erklärt Steiner. „Mehr als jeder dritte Künstler ist sein eigener Chef, unter Menschen in nicht-künstlerischen Berufen ist das nur knapp jeder Zehnte“. Außerdem empfänden KünstlerInnen ihre Tätigkeit als vielseitiger und sie würden dabei mehr lernen als andere Berufstätige, gaben sie in den Befragungen an.

Auch wenn wir in letzter Zeit immer mehr unglückliche KünstlerInnen zu sehen bekamen, die am Ruhm und Glanz ihrer Karriere schlicht zerbrochen sind - im Großen und Ganzen scheint die Welt der Kunst doch eine glücklich machende zu sein - zumindest wenn sie eher bescheiden bleibt als im Geldrausch ertränkt zu werden. Dennoch - so fordern Künstlerverbände, müsse die Politik dringend etwas dafür tun, dass nicht immer mehr KünstlerInnen unter das Existenzminimun rutschen, denn seit vielen Jahren werde öffentliche Kulturförderung leider immer mehr eingeschränkt.

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 14. Februar 2012