Kosmische Schönheit

Über die Ursprünge der Kosmetik

Die Lust der Menschen, ihren Körper zu verändern, zu verschönern und ihn "perfekter" zu machen, scheint uralt zu sein. Ausgrabungen aus frühester Geschichte brachten steinzeitliche Figuren zu Tage, die mit Tätowierungen und Bemalungen geschmückt sind. In vielen Kulturen gab und gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Schönheitspflege, Medizin und Religion. Alles, was gesund ist, ist schön, und was schön ist, ist ein Ausdruck der himmlischen Ordnung. Wusstet ihr zum Beispiel, dass die Herkunft des Wortes Kosmetik in dem griechischen Wort "Kosmos" liegt? Und das bedeutet so viel wie Ordnung, Universum, Harmonie. Ursprünglich war die Herstellung von Duftölen und -salben auch nur Priesterinnen und Priestern erlaubt. Und es ist anzunehmen, dass auch die ersten Körperbemalungen einen religiösen Hintergrund hatten. Ob Tätowierungen, Schmucknarben, Bemalungen oder Körperschmuck aus Federn und Blumen - alle kosmetischen Veränderungen sind der Ausdruck dafür, dass der Mensch immer schon Kontrolle über seinen Körper ausüben wollte, und das ist eine kulturelle Technik, die uns von der Tierwelt unterscheidet.


*Schönheit in Ägypten*
Ein Blick auf die Antike zeigt uns vom Schönheits- und Körperpflegekult geradezu besessene Ägypter und Ägypterinnen, deren wichtigste Beschäftigung darin bestand, sich schön zu halten und den Körper zu pflegen. Sie nahmen häufige und ausgiebige Bäder - bekannt ist die Geschichte der Kleopatra, die in Eselinnenmilch badete - und balsamierten sich anschließend mit köstlich duftenden Ölen und Salben aus Oregano, Bittermandel, Myrrhe oder Weihrauch ein. Kam einE BesucherIn, wurde auch sie in eine Duftwolke gehüllt, indem man ihr einen parfümierten Ölkegel auf den Kopf setzte, der durch die Körperwärme schmolz und seinen feinen Duft über Haare und Kleidung ergoss. Da sowohl Männer als auch Frauen Körperbehaarung als unästhetisch empfanden, wurden ALLE Haare kurzer Hand abrasiert und eine Perücke aufgesetzt. Auch das Schminken war nicht nur Frauensache: beide Geschlechter benutzten eine Grundierung aus gelbem Ocker-Wasser, Lippenstift aus dem roten Mineral Zinnober und Augen-Make-Up aus Khol (Kajal). Das schwarze Kajalpulver wurde auf Stein- oder Metallplatten zerrieben, mit Wasser vermischt und mit den Fingern oder mit speziellen Elfenbein- oder Holzstäbchen aufgetragen. Wie auch heute noch in Indien sollte der Kajal nicht nur schmücken, sondern auch vor Sonne, Sand und infektionsübertragenden Fliegen schützen. Der Schönheitswahn der ÄgypterInnen hatte allerdings auch seine Schattenseiten: Ein Körper, der nicht schlank war, wurde eben mit Gewalt dazu gemacht: durch zwangsweise herbeigeführtes Erbrechen und der Einnahme reichlicher Abführmittel.

*Die GriechInnen hatte feine Nasen*
Wie die Menschen in Ägypten, waren auch die GriechInnen an Wohlgerüchen und feinen Düften interessiert. Die Parfümherstellung lag fast ausschließlich in Frauenhand. Die Parfümeurinnen genossen Respekt. Viele Parfümeurinnen wurden für Zauberinnen gehalten, weil ihrem Handwerk etwas Geheimnisvolles, Heiliges anhaftete. Für ihre Essenzen benutzten sie Iris, Rosen, Weinblätter, Majoran oder Äpfel. Da man wusste, dass die Düfte über Heilwirkungen verfügen, wurden sie oft direkt in die Haut einmassiert, so wie es heute auch wieder in der modernen Aromatherapie angewendet wird.
Wollte die Griechin ihre erotische Anziehungskraft verstärken, versorgte sie jedes Körperteil mit einem anderen Duft: Zimt und Myrrhe für Füsse und Beine, Palmöl für Hals und Brust, Minzöl für die Arme, Majoran für Augenbrauen und Haar, Thymian für Knie und Nacken.

Da heller Teint beliebter war, verwendeten die Frauen ein Make-up, das aus Bleiweiß hergestellt wurde, einem giftigen Stoff, der leider auch Schwindel, Blutarmut, Koliken, Gliederlähmung und sogar Erblindung hervorrief. Auch das Produkt zur Körperhaarentfernung war nicht gerade gesund: Orpiment enthielt Arsen. Die beliebteste Haarfarbe war blond und es standen diverse Haarfärbemittel zur Verfügung. Frauen, die viel Zeit hatten, ließen es nach dem Waschen einfach in der Sonne bleichen.
Gutes, gepflegtes Aussehen und der "Anstand" waren in Athen von derartiger Bedeutung, dass sogar ein Tribunal errichtet wurde: Frauen, die in der Öffentlichkeit nicht vorschriftsmäßig angezogen waren, oder eine unordentliche Frisur hatten, wurden mit Geldstrafen belegt.

*Zwangs-Schönheit*
Die römischen Frauen hatten unter einem Patriarchat zu leiden, dass sie gänzlich aus Politik und Öffentlichkeit verbannen wollte. So wurde die Schönheitspflege zur Hauptbeschäftigung vor allem wohlhabender Frauen. Sklavinnen - sogenannte Cosmetae - schminkten und frisierten sie und färbten ihre Haare. Ein besonders ekeliges Rezept um schwarzes Haarfärbemittel herzustellen, bestand aus verwesten Blutegeln, die sechzig Tage lang in einem verschlossenen Gefäß mit Wein und Essig eingelegt waren.
Eines der wichtigsten Schönheitsgebote war ein schöner, reiner Teint, den die Frauen mit Hilfe von Masken oder Packungen aus Erbsenmehl, Gerstenmehl, Eiern, Weinhefe, Narzissenzwiebeln und Honig, oder einfach aus Maismehl oder milchgetränkten Brotkrumen pflegten. Auch die Römerinnen benutzten das giftige Weißblei als Schminke und Kajal für die Augen. Die RömerInnen verwendeten Kosmetik über lange Zeit allerdings nur sehr sparsam. Wichtiger waren ihnen ausgiebige Bäder. Da sie den Gestank der besiegten Völker so verabscheuten, bauten sie in allen Kolonien Badehäuser. Erst nach der Eroberung Griechenlands, als die Römerinnen von den Griechinnen viele neue Rezepte für  Olivenöl- und Ziegenmilchkosmetika bekamen, änderte sich das Verhältnis zur Schminke: Lidschatten, Puder und Lippenfarben wurden von nun an verschwenderisch aufgetragen. Als das römische Reich dann später auseinanderbrach, wurde Make-up das Symbol für heidnische Zügellosigkeit.

*Und heute?*
Heute sind Kosmetikartikel Gegenstände unseres täglichen Bedarfs. Aber gibt es ihn noch, den ursprünglichen Zusammenhang zwischen Schönheitspflege, Medizin und Religion? Viele Artikel sind in Verruf geraten, weil sie giftige Substanzen enthalten und gesundheitsschädlich sind. Deshalb verwenden immer mehr Menschen Naturkosmetik und kommen dadurch mit Bereichen wie z. B. Ayurveda in Berührung. Durch die Beschäftigung mit ganzheitlicher Körperpflege entsteht wieder ein Bewusstsein für das Zusammenwirken von Körper, Seele, Geist und Spiritualität. Nicht nur in der alten indischen Gesundheitslehre werden ätherische Öle oder Weihrauch eingesetzt, um die Chakren - die Energiewirbel im Körper - zu öffnen, damit der Körper schön und gesund bleibt und so wieder eine Verbindung zu den "kosmischen Energien" herstellen kann. Außerdem: Wer sich schön macht, ob von außen oder innen, kann auch selbst zur Gottheit werden. In diesem Sinne - lasst euch doch mal anbeten!!

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Autorin / Autor: Rosi - Stand: 22. August 2002