Klimakompatible Konzerte?

Band Massive Attack beauftragte Forschungsinstitut Tyndsdale mit einem Fahrplan für Live-Tourneen ohne schlechtes Gewissen

Lange mussten wir wegen Corona alle auf große Konzerte und Festivals verzichten. Wenn es bald wieder los geht, jetten wieder Popstars um die ganze Welt, es flimmern pompöse Live-Shows von gigantischen Leinwänden und Massen von Fans reisen mit Autos an, um sich ins Plastikbecher-Bratwurst-Getümmel zu stürzen. Wir ahnen, dass solche Veranstaltungen nicht gerade klimafreundlich sind. Aber sie können es vielleicht werden, einen ersten Schritt hat die Band Massive Attack gemacht. Sie hat eine "Roadmap to Super Low Carbon Live Music" (also einen Fahrplan für eine CO2-arme Live-Musik) beim Klimawandelforschungszentrum Tyndall (Tyndall Centre for Climate Change Research) in Auftrag gegeben. Das Institut bringt Wissenschaftler_innen, Ingenieur_innen, Ökonom_innen und Sozialwissenschaftler_innen zusammen, um gemeinsam Lösungen für eine klimafreundliche Zukunft zu finden. Die Roadmap sollte Möglichkeiten aufzeigen, wie und an welchen Stellen bei Großkonzerten und Festivals CO2 eingespart werden kann. Als Reaktion auf diese Untersuchung haben Massive Attack für ihre Tournee im Jahr 2022 sechs wichtige Module zur Emissionsreduzierung entwickelt, die sie ausprobieren und in einer großen Live-Show in Großbritannien zusammenzuführen wollen, um für diese neue Form klimafreundlicher Konzerte zu werben.

Kurze Strecken, Vor-Ort-Equipement, vegane Kost

Zu den wichtigen Punkten gehören der Einsatz erneuerbarer Energien und gut geplante Tourneen mit optimierten Reiserouten: möglichst kurze Strecken, möglichst keine Flüge. Außerdem könnten Konzerthallen "Plug and Play"-Optionen anbieten, um den ständigen und unnötigen Transport von Tournee-Produktionsgütern zu vermeiden. Für Festivals sei zudem eine saubere Batterietechnologie wichtig, um den Einsatz von Dieselgeneratoren zu vermeiden. Vor allem wäre es wichtig, lokale Produzenten und Dienstleister einzubeziehen - etwa für das Catering und Ausrüstungen. So müssen all diese Dinge nicht durch das ganze Land transportiert werden. Manchmal reist auf Festivals jede Band mit ihren eigenen LKWs an und überall ist annähernd das Gleiche drin: Licht und Tonequipement, das dann auf- und wieder abgebaut wird.
Beim Catering vor und hinter der Bühne könnte außerdem verstärkt vegane Kost angeboten werden.

Auch für Besucher_innen müssten Anreize geschaffen werden, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Festivals und Konzerten anzureisen – etwa mit individuellen Charter-Zügen oder speziellen Tickets mit Vergünstigungen für Züge.

Ein Fall für die Politik

Die Band forderte die Politik auf, tätig zu werden, denn es könne nicht allein auf die Musiker_innen abgewälzt werden. Der Live-Musiksektor generiere jedes Jahr 4,6 Milliarden Pfund für die Wirtschaft  und beschäftige  mehr als 200.000 Menschen. Trotzdem gebe es keine Strukturen, auch diesen Wirtschaftszweig den Klimazielen anzupassen.
Mit ihrem Fahrplan wollen die die Musiker_innen dazu beitragen, dass die Sache endlich in Gang kommt. Die Band selbst hat sich jedenfalls verpflichtet, all diese Punkte zu verfolgen oder wenn möglich auch gleich umzusetzen und hoffen, dass ihr Beispiel Schule macht.

Es sei aber wichtig, dass diese Umstellungen fair und gerecht durchgeführt werden, damit kleinere unabhängige Veranstaltungsorte und Festivals, die während der COVID 19-Pandemie so stark gelitten haben, nicht noch mehr leiden - und bei ihren eigenen Anpassungen finanziell unterstützt werden, sowohl von der Regierung als auch von der Branche insgesamt, fordern Massive Attack.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung