Karte des Hasses

Forscher_innen zeichnen Wege von Hass-Ideologien in sozialen Netzwerken nach

Symbolbild

Idealerweise wäre das Internet mit seinen sozialen Netzwerken ein Ort, der Menschen auf der ganzen Welt miteinander verbindet und sie einander näherbringt und gegenseitig verstehen lässt.

Tatsächlich ist die Struktur des Netzes aber auch eine, die Menschen schlussendlich eher auseinander als zusammenbringt. Denn die Möglichkeit, sich durch ein paar Klicks mit Gleichgesinnten zu verbinden, führt auch dazu, das radikale Gruppierungen sich stärker vernetzen und ihren spaltenden Hass weltweit verbreiten können.

*Wie sich Hass-Ideologien über soziale Netzwerke verbreiten*
Forscher_innen der George Washington University haben erstmals in einer Art „Karte des Hasses“ nachgezeichnet, wie Hass-Ideologien sich über soziale Netzwerke sich zu einem weltumspannenden Netzwerk verknüpfen. Die Forscher_innen wollten verstehen, wie Online-Hass sich entwickelt und verbreitet, um bessere Gegenmaßnahmen zu entwickeln, denn, so Neil Johnson, Professor für Physik, Hass zerstöre Leben, nicht nur wie man es in El Paso, Orlando und Neuseeland gesehen habe, sondern auch psychologisch durch Online-Mobbing und Rhetorik.

Die Forscher_innen nahmen darum soziale Netzwerke wie Facebook oder das mitteleuropäische VKontakte ins Visier und guckten sich zunächst einzelne „Hass-Cluster“ (also kleine Bündelungen, Anhäufungen von Menschen, Gruppen) an und untersuchten, wie sie mit anderen Clustern verbunden sind. Dabei stellten sie bereits fest, dass diese Wege oft plattformübergreifend sind und auch auf anderen Plattformen wie Instagram oder WhatsApp übergreifen. Außerdem überschreiten sie sowohl geographisch als auch sprachlich Grenzen. Die Forscher konnten auch nachvollziehen, wie schnell einzelne Cluster sich wieder auf neuen Plattformen gruppieren, wenn sie auf einer verboten wurden.

*Wie kann mam Hassnetzwerke zerstören?*
Aus ihren Erkenntnissen leiteten die Forscher_innen verschiedene Strategien ab, wie man die Verbreitung von Hass-Ideologien im Internet zumindest abschwächen könnte.
Demnach müssten kleinere Hass-Netzwerke verboten werden, um die großen, denen sie zuarbeiten, zu schwächen. Einzelne zufällig ausgewählte Mitglieder größerer Hasscluster müssten vom Netzwerk ausgeschlossen werden, um die Struktur anfälliger zu machen. Außerdem müsse man große Cluster gegeneinandersetzen. Entweder, indem Anti-Hass-Cluster gezielt gegen Hass-Cluster angehen oder noch besser, indem man Cluster innerhalb eines Hass-Netzwerks gegeneinander ausspielt. Denn wenn manche auch im Hass vereint sind, vertreten sie in bestimmten Bereichen doch unterschiedliche Positionen, die zur Spaltung beitragen können.

Wenn sich das für euch nun ziemlich abstrakt anhört, wundert euch nicht. Hinter all dem stecken zwar auch Menschen, aber in solchen Netzwerken sind so viele Bots und Algorithmen am Werk, dass die ganze Meinungsmacherei bald besser als eine komplizierte mathematische Formel dargestellt werden kann als als Streit zwischen realen Menschen.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 4. September 2019