Jugendliche auf Dating-Apps?

US-Studie untersuchte das Verhalten von unter 18-jährigen auf Tinder und Co.

Fast jede:r vierte Teenager:in nutzt laut der US-amerikanischen Uni Northwestern Medicine Dating-Apps - und das schadet möglicherweise nicht ihrer psychischen Gesundheit, wie eine neue Studie dieser Uni zeigt, in der Jugendliche sechs Monate lang beobachtet wurden. Die Ergebnisse widerlegen offenbar die weit verbreitete Meinung, dass Dating-Apps für Teenager schädlich sind. Stattdessen, so die Studie, können diese Apps Jugendlichen wertvolle soziale Kontakte bieten, insbesondere für diejenigen, die sich als sexuelle und geschlechtliche Minderheiten identifizieren.

„Vielleicht müssen Eltern nicht sofort in Panik geraten, wenn sie sehen, dass ihre Teenager Dating-Apps nutzen“, sagte Studienautorin Lilian Li, eine promovierte Forscherin für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften an der Northwestern University Feinberg School of Medicine. „Wichtiger ist, dass Eltern mit ihren Kindern darüber sprechen, warum sie diese Apps überhaupt nutzen.“

Li und ihre Kolleg:innen verfolgten 149 Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren aus den Gebieten New York City und Chicago im Rahmen eines größeren Längsschnittprojekts. Mit elterlicher Erlaubnis luden die Jugendlichen eine App namens Effortless Assessment Research System auf ihre Telefone herunter, die über einen Zeitraum von sechs Monaten ihre Tastaturanschläge passiv verfolgte.

In der Studie wurden die von Teenagern am häufigsten verwendeten Apps ermittelt. Tinder, Yubo, Hinge, Bumble und Pdbee. Diejenigen, die Dating-Apps nutzten gaben häufiger an, einer sexuellen und/oder geschlechtlichen Minderheit anzugehören, was laut den Forscher:innen darauf hindeutet, dass diese Apps einen sicheren und anonymen Raum abseits von Diskriminierung im wirklichen Leben bieten.

Obwohl die Dating-App-Nutzer:innen zu Beginn der Studie höhere Raten von Risikoverhalten- wie Regelverstöße und Drogenkonsum - aufwiesen, gab es bei der sechsmonatigen Nachbeobachtung keine signifikanten Unterschiede bei den psychischen Gesundheitsergebnissen zwischen Nutzer:innen und Nicht-Nutzer:innen. Auch die Raten depressiver Symptome und sozialer Ängste waren in beiden Gruppen recht ähnlich.

„Kinder-Tinder“

Die psychische Gesundheit und das Risikoverhalten wurden anhand von klinischen Interviews und Selbstberichten gemessen. Die Studie ergab, dass 23,5 % der Jugendlichen während des sechsmonatigen Untersuchungszeitraums irgendwann einmal Dating-Apps nutzten, eine höhere Rate als in früheren Studien berichtet.
Li vermutet, dass dies darauf zurückzuführen sein könnte, dass in der Studie auch Apps wie Yubo und MeetMe berücksichtigt wurden, die für die Suche nach Freundschaften genutzt werden. Diese Apps ähneln Dating-Apps, erfordern aber nicht, dass die Nutzer über 18 Jahre alt sind. Eine frühere Analyse von App-Bewertungen ergab, dass viele Jugendliche diese Apps für Verabredungen nutzen, wobei ein Nutzer sie als „Kinder-Tinder“ bezeichnete. Bei Dating-Apps für Erwachsene wie Tinder lügen Jugendliche oft über ihr Alter, um Konten zu erstellen.

Für die Zukunft planen Li und ihr Team, die Bildschirmzeit auf Dating-Apps zu untersuchen, um passive Verhaltensweisen wie das Swipen und Liken von Fotos zu erfassen, die sie in dieser Studie nicht gemessen haben. Außerdem wollen sie die Studie mit einer größeren Stichprobe von jugendlichen Nutzer:innen von Dating-Apps wiederholen.

„Dating-Beziehungen von Teenagern können die psychische Gesundheit bis ins Erwachsenenalter prägen und manchmal Faktoren wie Selbstwertgefühl, Depressionen und Angstzustände vorhersagen“, sagte Li. „Zu verstehen, wie sich Jugendliche mit Dating-Apps beschäftigen, ist daher entscheidend für das Verständnis dieses wichtigen Aspekts ihrer sozialen Entwicklung.“

Quelle

Was denkst du darüber?

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 29. Juli 2025