dear grandma im Interview

Genna hat mit der Band dear grandma gesprochen und unkonventionelle Antworten bekommen

DEAR GRANDMA- licht - Die Platte findet immer noch ihren Weg in mein Ohr, gerade in der Oktober-November-Zeit ist sie passend. Weil ich trotzdem verwirrt war, habe ich Marius Geitz, Sänger der Band und von seinen Mitgliedern „auserkoren zum Interviewmenschen", so Geitz, ausgefragt - und einen umgänglichen, ehrlichen und ungenierten Typen kennengelernt.

Das Ergebnis seht ihr hier:

*Genna*: Also deargrandma, das Cover lässt vermuten, ihr seid ein herzliches Team … das seid doch ihr auf dem Cover, oder? :-)

*Marius Geitz*: Ja, ich denke schon, dass wir ein sehr herzliches Team sind. Niko ist schon seit vielen Jahren ein super guter Freund von mir, mit Thomas war ich gemeinsam in der Grundschule - dann kurz Kontakt verloren und mittlerweile wieder supergeil zusammen unterwegs... Melli ist meine Schwester (mit dem besten Geschwisterverhältnis, das ich mir vorstellen kann). Das auf dem Cover bin ich mit meiner Freundin. Das Foto hat ne Freundin von uns, Annabelle Schulz, auf ner Party geschossen...

*Genna*: Klingt danach als würde das Konzept mit engen Freunden und sogar Geschwistern zusammen zu arbeiten bei euch irgendwie gut funktionieren! Das Cover ist also wirklich ein intimer Schnappschuss - läuft das mit dem Schreiben eurer Texte und der Produktion genauso spontan oder wie kann man sich das vorstellen?

*Marius*: Ja, das Konzept funktioniert tatsächlich ziemlich gut. Wir machen was wir machen ja auch nur, weil es uns Spaß macht. Die meisten unserer Songs sind so entstanden, dass ich sie zuhause auf der Akustikgitarre geschrieben habe (Text und Musik) und wir dann als Band eine Bandversion daraus gemacht haben. Einzige Ausnahmen auf dem Album wären zum einen "Alles gehört uns" (da hab ich den Text im Urlaub geschrieben und wieder rausgekramt als wir die Musik mit der Band gemacht hatten - der einzige Song bei dem ich nicht Gitarre spiele), zum anderen "Öttinger Spezial" (da habe ich das Riff gehabt und Melli hat die erste und ich die zweite Hälfte vom Text geschrieben).

*Genna*: Wie lange brauchtet ihr dann insgesamt für eure EP? - und war die von dir beschriebene Innigkeit des Teams da förderlich?

*Marius*: Wir haben fast zwei Jahre für "licht" gebraucht. Zum einen weil Thomas und ich faule Stücke sind, und zum anderen, weil der Niko sein FSJ in Frankreich gemacht hat und deswegen ein Jahr nicht da war.

*Genna*: Passend - jeder Song hat kameradschaftliche Zeilen, handelt aber auch vom Abschied oder einfach vom Bier - wie würdet ihr aber die wichtigste Aussage eurer EP in einem Satz beschreiben?

*Marius*: .... Ich würde sagen, dass es in "licht" um Hoffnung darauf, dass alles schon irgendwie läuft, und um "leckt mich alle am Arsch" geht.

*Genna*: ...Die untypisch lange Instrumentalmusik und die Verweigerung, euch zu kategorisieren ist auf jeden Fall auch ein Statement. Würdet ihr euch mehr Bands wünschen, die den Blick über den Tellerrand wagen? Und: Genre hin oder her - habt oder hättet ihr ein Instrument besonders gern eingesetzt?

*Marius*: Ich weiß nicht, ob ich mir mehr Bands wünschen würde, die, wie du sagst: "den Blick über den Tellerrand wagen". Als sonderlich innovativ würde ich uns auf jeden Fall nicht gerade beschreiben. Jeder sollte halt das tun, worauf er Lust hat...

Und zu den Instrumenten: Ich glaub jeder von uns steht total auf seins. Im Endeffekt zählt aber natürlich nur das Resultat. Von daher haben wir alle Instrumente auf licht sehr gerne eingesetzt. Zusätzliche Instrumente, wie Geigen oder so, hätten aber wahrscheinlich die Rohheit aus den Songs genommen (wir haben mal akustisch mit nem Pianisten zusammen gespielt und das war schon sehr sehr schön. Etwas zu schön für meinen Geschmack). Ich glaub das brauchen die Songs auch gar nicht zwingend.

*Genna*: Ungewöhnlich auf jeden Fall und total spannend. Gibt es denn eine innovative Band, die ihr kennt?

*Marius*: Es gibt schon einige innovative Bands, vor allem diese, die neue Musikgenres schaffen. Mir fallen folgende Bands ein: Beatles, Radiohead, Fleet Foxes, James Blake... um in verschiedenen Musikrichtungen ein bisschen rumzustochern.

*Genna*: Und, das böse Wort Mainstream - hört ihr auch die Art von Musik?

*Marius Geitz*: Fick dich Mainstream. Wir hören halt, was geil ist und was uns gefällt. Es wäre eine unfassbare Arbeit, bewusst den ganzen Mainstream zu meiden und außerdem fraglich, ob es dann noch wirklich Musikliebe ist.

*Genna*: Schön zu hören, mit welcher Leidenschaft ihr rumexperimentiert. Von dir, Nico, Thomas, Melli - welches Instrument ist denn jeweils so heiß geliebt?

Und zurück zu der Platte auf der ihr diese einsetzt - habt ihr Vier neben dem Lieblingsinstrument auch einen persönlichen Lieblingssong von "licht"?

*Marius Geitz*: Instrument + Lieblingssong:
Marius: Gitarre/Gesang - Träumer, Oettinger Spezial
Niko: Gitarre/Gesang - Träumer
Thomas: Bass/Diverse Geräusche - Alles gehört uns
Melli: Drums – Tribut

*Genna*: Zwei Fragen die sich hieran koppeln lassen und die ihr vielleicht erwartet habt…
Deargrandma? Wie kam es zu diesem Namen - und Tribut an dich - ist damit jetzt die Großmutter gemeint?

*Marius Geitz*: Ich hab mit meiner Oma (eine ziemlich an Fortschritt interessierte Frau) ein Zeit lang auf Englisch Sms geschrieben. Die Sms meinerseits fingen immer mit "dear Grandma" an....

Eine Freundin hat mir einmal von einer Theorie erzählt, nach der es heißt, dass es nur die einzelne Person gibt und den Rest außen rum, also alle Personen, Dinge und Begebenheiten, passieren nur im Kopf dieser Person. Darüber geht der Song…

*Genna*: Jeder kennt wohl diese Theorien von Sinn und Verstand! Aber würdest du das einer 10-Jährigen erklären, wie würdest du das machen? Allgemein: Leute welchen Alters denkt ihr, sprecht ihr am meisten an?

*Marius Geitz*: Liebe Genna, ich weiß nicht, ob man sich im Alter von 10 Jahren schon über derart ungreifbare Sachen Gedanken macht. Ich mach derzeit einen Minijob, bei dem ich mit Grundschülern arbeite. Wenn ich so darüber nachdenke, über welche Themen es da so geht, und wohin die Gedanken führen, erscheint es schon ziemlich unwahrscheinlich, dass in dem Alter über solch philosophisches Zeug nachgedacht wird. Deine Frage ist interessant. Ich hab den Text damals geschrieben, weil mich diese Idee ziemlich fasziniert hat. Wenn man diese Theorie zu Ende denkt, hieße das ja, dass man wirklich alle Möglichkeiten offen hätte, aber dennoch ständig allein wäre. Naja wie auch immer....

Ich versuch es mal jemanden zu erklären, der sich bisher nicht mit solchen Theorien beschäftigt hat. Ich denk darauf wolltest du mit der Frage hinaus.... Stellt dir vor, dass alles was du sehen, hören, fühlen, schmecken und sonstwie wahrnehmen kannst, gar nicht tatsächlich existiert. Alles ist nur Illusion. Alles entsteht in dir selbst. Stell dir vor, dass du zwar denkst, dass du gerade mit jemanden sprichst, aber in Wirklichkeit ist es nur ein, von deinem Kopf entworfener, Gesprächspartner. Du läufst durch die Stadt und siehst all die Leute. Alles Projektionen deiner Selbst. Wenn du jemanden berühren würdest, würde es sich zwar so anfühlen, aber auch das entsteht ja schließlich in deinem Kopf. Du selbst bist quasi der Typ, der den Diaprojektor bedient, um die Bilder dir selbst in deinem Kopfkino zu zeigen. Alles Illusion eben.

Schwierig, schwierig sowas..... Aber es handelt sich ja auch nur um eine Theorie. Der Text soll nicht dazu anregen, dass das jeder für die Wahrheit annimmt. Es soll nur den Anreiz schaffen, mal darüber nachzudenken und sich das herauszuziehen, was einem selbst wichtig ist.

*Genna*: Mal ganz allgemein… welches Alter, denkt ihr, spricht eure Musik am meisten an?

*Marius Geitz*: Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung... Wenn du ein Alter hören willst, wahrscheinlich so 16-18+ (womit natürlich das Personalausweisalter gemeint ist). Dazu würde mich aber mal interessieren, welche Zielgruppe wir in deinen Augen ansprechen.

*Genna*: Und gebt ihr euch gerne mit alten Hasen aus dem Musikgeschäft ab, oder wollt ihr für immer jung sein?

*Marius Geitz*: Ich denke, dass sich jeder entwickelt, und dass das auch gut so ist. Mir ist ehrlich gesagt egal, ob jemand schon soundso alt ist oder schon soundso lang dabei oder sonstwas. Es kommt einzig und allein darauf an, dass man hinter dem steht, was man tut und dass es ehrlich ist. Alles andere kann ich mir auf jeden Fall nicht vorstellen.

*Fazit*: ich wollte noch länger mit dem jungen Herrn quatschen, der für seinen frischen Start sehr professionell gearbeitet hat, trotz oder gerade seiner unkonventionellen Antworten wegen. Aber die letzte Frage wurde so schön beantwortet, dass ich sie für einen super Schlusssatz halte.