Ich weiß wer du bist

Studie: Unser Gehirn kann ein vertrautes Gesicht selbst dann erkennen, wenn es stark verändert wurde

Was glaubst du? Würdest du die Gesichter deiner Liebsten wiedererkennen, selbst wenn du sie jahrzehntelang nicht gesehen hast, sie eine Botoxbehandlung durchlaufen haben oder plöztlich einen Bart tragen? Menschen sind bemerkenswert gut darin, Gesichter trotz Veränderungen zu erkennen. Egal ob Alterung, Gewichtsveränderungen, Gesichtsbehaarung oder sogar Schönheitsoperationen - all das hindert uns in der Regel nicht daran, Personen allein anhand ihrer Gesichtszüge zu identifizieren. Wie gut wir Gesichter erkennen können, wenn wichtige Identitätsmerkmale unscharf oder reduziert sind, unztersucht die Forschung schon länger, zum Beispiel auch deswegen, um Betrug mit Ausweisdokumenten zu verhindern. Bisherige Studien konnten aber noch nicht genau bestimmen, ab welchem Grad der Veränderung es nicht mehr möglich ist, ein Gesicht zu identifizieren.

Forschende des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik in Tübingen und der University of East Anglia in Norwich (UK) sind dieser Frage nun mithilfe von Morphing dreidimensionaler Gesichter nachgegangen. Dabei werden die Merkmale zweier oder mehrerer Gesichter rechnerisch miteinander zu einem einzigen Bild kombiniert, sodass eine Mischform der Ausgangsgesichter entsteht.

Die Grenzen der Gesichtserkennung

Den Studienteilnehmenden wurden verschiedene "Mischgesichter" gezeigt. Dabei zeigte sich, dass im Durchschnitt etwa die Hälfte der Testpersonen in Bildern, die aus drei verschiedenen Gesichtern zusammengesetzt waren, die ursprünglichen Gesichter korrekt erkennen konnte. Nahm die Anzahl kombinierter Gesichter zu, wurde die Erkennungsgenauigkeit allerdings geringer, obwohl selbst bei Mischungen aus acht Gesichtern die Wiedererkennungsraten immer noch über dem Zufallsniveau lagen. „Dies deutet darauf hin, dass Gesichtserkennung auch dann möglich ist, wenn man lediglich ein Achtel seiner Identitätsmerkmale zur Verfügung hat“, kommentiert Isabelle Bülthöff vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, Hauptautorin der Studie. Jenseits dieser Schwelle stößt die Erkennung jedoch an ihre Grenzen: Bei Mischungen aus zehn Gesichtern sank die Fähigkeit der Teilnehmenden, die Gesichter korrekt zu identifizieren, auf Zufallsniveau.

Darüber hinaus stellte das Team fest, dass die Versuchspersonen ihnen bekannte Gesichter in den Morphs zuverlässiger erkannten, vor allem besonders vertraute Gesichter wie die von Familienangehörigen oder Freund:innen. Die Ergebnisse verbesserten sich zudem, wenn die Teilnehmenden die Originalbilder sehen konnten, anstatt sich allein auf ihre Erinnerung an die Personen zu verlassen.

Die Studie lässt jedoch offen, ob die Ergebnisse auch davon abhängen, ob besonders markante oder eher durchschnittliche Gesichter identifiziert werden sollen. Weitere Untersuchungen sind nötig, um besser zu verstehen, wie die individuellen Besonderheiten eines Gesichts seine Erkennung unter erschwerten Umständen beeinflusst.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 16. Dezember 2025