Hilfst du mir?

Wenn wir persönlich um Hilfe bitten, werden wir eher unterstützt, so eine aktuelle Studie

Du kommst einfach nicht weiter bei den Chemie-Hausaufgaben? Dein Umzug steht an, und deine Helferliste ist noch ziemlich kärglich? Dann ist es Zeit, dir Unterstützung zu holen! Allerdings solltest du dabei beherzigen, dass eine Mail, SMS oder Whatsapp-Textnachricht vielleicht nicht das richtige Mittel sein könnten, um Hilfe zu organisieren. Wie eine neue Studie der Cornell University ergeben hat, ist es nämlich wahrscheinlicher, dass du auf deinen Hilferuf ein "Ja" bekommst, wenn du ganz persönlich um Hilfe bittest. Nur, was tun, wenn deine potentiellen Unterstützer_innen nicht gerade in der Nachbarschaft wohnen? Dann empfehlen die Forschenden, auf einen Video- oder einen Telefonanruf zurückzugreifen, das funktioniere besser als eine E-Mail oder eine SMS. "Wenn Sie wirklich ein 'Ja' brauchen, fragen Sie am besten persönlich", so Vanessa Bohns, außerordentliche Professorin an der Cornell's Industrial and Labor Relations School.

Die Forscher_innen führten Experimente mit 490 Personen durch, die ihre Freund_innen bitten sollten, ihnen beim Korrekturlesen einer halben Seite Text zu helfen. Sie sollten fünf Freund_innen über verschiedene Kanäle ansprechen, um herauszufinden, welche Art von Bitte den meisten Zuspruch erhielt. 1.490 Antworten erhielten die Hilferufenden immerhin auf ihre Bitte. Diese wurden mit ihren Vorhersagen verglichen, welche Kanäle wohl am effektivsten sein würden. Und interessanterweise stimmten die Ergebnisse nicht überein. Die meisten hatten den Vorteil des persönlichen Kontakts tatsächlich unterschätzt, so die Ergebnisse.

Eine Erklärung dafür sei, dass wir glauben, es komme eher darauf an, worum wir bitten, und nicht darauf, wie wir die Bitte vortragen, so die Studienautorin. "Wir neigen zu der Annahme, dass die Menschen Kosten und Nutzen abwägen und eine wohlüberlegte Entscheidung darüber treffen, ob sie einer Sache zustimmen und nur dann 'Ja' sagen, wenn sie es wirklich wollen", so Bohns. "Tatsächlich stimmen die Menschen aber allen möglichen Dingen zu, sogar Dingen, die sie lieber nicht tun würden, weil sie sich in dem Moment schlecht fühlen, wenn sie 'Nein' sagen".

Unterm Strich, so die Forscher_innen, verpassen die Menschen die Möglichkeit, Hilfe zu erhalten, weil sie auf suboptimale Weise fragen und auf die Vorteile von visuellen und akustischen Elementen verzichten.

Also das nächste Mal, wenn ihr Unterstützung braucht, geht besser direkt vorbei, greift zum Hörer oder nehmt per Videoanruf Kontakt auf anstatt umständlich lange Texte zu formulieren. Das scheint mehr Erfolg zu versprechen und ist auch wahrscheinlich noch zeitsparender ;-)

Diese Studie "Should I Ask Over Zoom, Phone or In-Person? Communication Channel and Predicted vs. Actual Compliance" wurde veröffentlicht in Social Psychological and Personality Science. Der Artikel wurde von Vanessa Bohns, außerordentliche Professorin an der Cornell's Industrial and Labor Relations School, und M. Mahdi Roghanizad, Assistenzprofessor an der Ryerson University, mitverfasst.

Quelle:

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 22. Dezember 2021