Heilende Täuschung

Studie: Falsche Erinnerungen können nützlich sein

Ist das wirklich passiert oder war es doch nur im Traum? Manchmal fällt es schwer, Vergangenes richtig wiederzugeben. Wenn unser Gedächtnis uns einen Streich spielt, kann das unangenehme Folgen haben – etwa wenn man ungewollt den/die Falsche beschuldigt. Falsche Erinnerungen können allerdings auch positive Effekte haben, wie Wissenschaftler der Lancaster University in England festgestellt haben. Trugbilder seien gut für unser Selbstbewusstsein und helfen hier und da sogar, Probleme zu lösen. Das schreiben die Forscher um Mark L. Howe im Fachmagazin „Current Directions in Psychological Science“.

Wer die Vergangenheit rosarot sieht anstatt grau, sei im Erwachsenenalter meist zufriedener. Geschönte Erinnerungen können sogar placebo-artige Wirkung haben. Eine vergangene Studie zeigte: Kinder, die einen leichten Stiche als weniger schmerzhaft in Erinnerung behielten, zeigten sich bei einer weiteren Punktion sehr fiel gelassener.

Dass falsche Erinnerungen auch bei der Problemlösung helfen können, zeigte ein weiteres Experiment. Howe und seine Kollegen gaben den jungen Testpersonen eine Liste von Worten: Nickerchen, dösen, Traum, Kissen, Bett. Die Kinder, die sich fälschlicherweise an das Wort „Schlaf“ erinnerten, schnitten in einem anschließenden Assoziationstest, der dieses Wort enthielt sehr viel besser ab als diejenigen, die nicht dieser Illusion verfielen.

Es sei ganz natürlich, dass wir Fakten vertauschen. Im Laufe des Lebens nehmen wir immer mehr Informationen auf, die sich mit alten mischen und so werde manches schon mal vertauscht oder vergessen. Aber auch für unsere Vorfahren waren Trugbilder nicht immer unnützlich: Wer an einer bestimmten Stelle Spuren eines Feindes aufgespürt hat, werde beim nächsten Mal besonders auf der Hut sein. Wer sich an Spuren erinnert, die gar nicht existierten oder nicht mehr sicher ist, wo sie sich befanden, verhalte sich umso vorsichtiger. So schütze man sich umso mehr vor möglichen Feinden, schreiben die Forscher.

„Das Gedächtnis arbeitet nicht wie ein Videorekorder. Aus unseren Erfahrungen extrahieren wir das, was für uns wichtig ist. Nur weil eine Erinnerung falsch ist, muss sie nicht schlecht sein. Es kommt auf den Kontext an“, sagt Howe.

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 11. Oktober 2011