Schokoladen-Hand prägt Vorlieben

Studie über Händigkeit und Vorstellungen von "gut" und "böse"

Für die meisten von uns ist wahrscheinlich die rechte Hand die „dominante“, mit der wir schreiben oder Gegenstände erfassen. Wer alles mit rechts macht, der verknüpft unbewusst mit der rechten Raumseite positive und mit der linken Raumseite negative Eigenschaften. Für LinkshänderInnen ist dies umgekehrt, sie bewerten links als „gut“. Diese Assoziation von „gut“ und „böse“, die mit unserer jeweiligen Schokoladenseite zusammenhängt, lässt sich allerdings leicht verändern. Das hat ein niederländisch-amerikanisches Forscherteam in einer aktuellen Studie herausgefunden.

In einem Experiment stellte Daniel Casasanto vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen die TeilnehmerInnen vor mehrere Entscheidungen. Sie hatten die Wahl zwischen zwei Bewerbern um einen Job, sollten sich zwischen zwei ähnlichen Produkten entscheiden oder beurteilen, welche von zwei Alien-Figuren intelligenter aussieht. Dabei zeigte sich, dass Rechtshänder tendenziell die Produkte, Personen oder Figuren bevorzugten, die sich auf ihrer rechten Seite befanden. Linkshänder hingegen entschieden sich eher für das Angebot links von ihnen.

*„Gut“ und „böse“ ändert sich mit der Schokoladenseite*
Um zu überprüfen, ob sich unsere Sichtweise ändert, wenn sich unsere Körpererfahrung ändert, führten die WissenschaftlerInnen weitere Experimente durch. Sie wollten herausfinden, was passiert, wenn die „gute“ Körperseite beeinträchtigt wird. Dafür ließen sie 55 rechtshändige Studenten mit einem klobigem Handschuh Dominosteine aufstellen. Trugen die Testpersonen den Handschuh an der linken Hand, was ihre Rechtsseitigkeit betonen sollte, so hielten sie an ihrer „Rechts ist gut“-Tendenz fest und ordneten 77 Prozent der Spielfiguren rechts von ihnen als „besser“ ein als die, die links von ihnen standen. Trugen die Studenten den Handschuh allerdings an der rechten Hand, so dass sie die Dominosteine mit links aufstellen mussten, so änderten sich ihre Bewertungen nach nur zwölf Minuten. Jetzt ordneten 66 Prozent von ihnen die gute Figur der linken Seite zu.

Ähnliches zeigte sich bei Versuchen mit 13 Testpersonen, die einen Schlaganfall erlitten hatten und als Folge dessen ihre ursprünglich dominierende rechte Hand nur noch eingeschränkt nutzen konnten. Bis auf eine Ausnahme verhielten sich alle Personen wie Linkshänder und bewerteten die Gegenstände als positiv, die sich links von ihnen befanden. Das heißt, dass ihre aktuelle Händigkeit über ihre Einschätzung von „gut“ und „schlecht“ entschied und nicht ihre ursprüngliche.

Die Forscher schließen aus den Ergebnissen, dass unsere Schokoladenseite Einfluss auf unsere Wahrnehmung hat. Anscheinend bewerten wir unbewusst Dinge danach, wie wir unsere Hände benutzten und mit welcher Körperseite wir flüssiger agieren. Wenn sich unsere Schokoladenseite ändert, ändert sich allerdings auch ganz schnell unsere Vorstellung von „gut“ und „böse“. Vielleicht ist unser Denken also doch ein bisschen beeinflussbarer als wir annehmen. Die politischen Vorlieben offenbart die Links- oder Rechtshändigkeit allerdings nicht ;)

Autorin / Autor: Jennifer Horn - Stand: 14. März 2011