Gute Reise, gute Besserung

Forschung: Bestimmte Musikklänge können Reisekrankheit eindämmen

Gehört ihr auch zu denen, die unter Reisekrankheit leiden und schon bei dem Gedanken an einen bevorstehenden Flug, eine Schiffsreise oder Autofahrt Übelkeit empfinden? Die meisten Leidensgenoss:innen versuchen die Symptome durch bestimmte Medikamente zu lindern. Der Nachteil dabei ist allerdings, dass diese meist sehr schläfrig machen. Da Musik zur Linderung von Anspannung eingesetzt werden kann, fragte sich Dr. Qizong Yue und sein Team von der Southwest University, China nun, ob sie nicht auch bei Reisekrankheit nützlich sein könnte.

Die Forscher:innen entwickelten ein Modell zur Auslösung von Reisekrankheit. Sie rekrutierten 40 Teilnehmer:innen, um Routen auf einem Fahrsimulator zu testen und die beste Route auszuwählen, auf der Menschen am ehesten reisekrank werden. Anschließend wählten sie 30 Personen aus, die angaben, in der Vergangenheit mäßig reisekrank gewesen zu sein. 

Sie wurden in sechs Gruppen eingeteilt, Elektroenzephalogramm-Kappen (EEG) sollten ihre Gehirnaktivität messen. Vier Gruppen bekamen Musik vorgespielt, eine erhielt keine Musik und eine Gruppe sollte abbrechen, sobald sie sich leicht reisekrank fühlten. Die letzte Gruppe diente als Vergleichsgruppe für die EEG-Daten. Sie erhielten die gleichen Reize wie die anderen 25 Teilnehmer, durften jedoch keine Übelkeit entwickeln, sodass der Unterschied zwischen ihrer Gehirnaktivität und der der anderen dazu beitragen sollte, charakteristische Signale für Reisekrankheit zu identifizieren.

Zunächst saßen die Teilnehmer einige Minuten lang still im Simulator, um die EEG-Basissignale ihres Gehirns zu erfassen. Anschließend führten sie eine Fahraufgabe durch und berichteten dann über das Ausmaß ihrer Reisekrankheit. Nach der "Fahrt" wurde den Teilnehmer:innen der Musikgruppen 60 Sekunden lang Musik vorgespielt, und sie wurden gebeten anzugeben, wie übel ihnen war.

Alles nur Einbildung?

Das Ergebnis: fröhliche Musik linderte die Reisekrankheit am stärksten und reduzierte sie um 57,3 %, dicht gefolgt von sanfter Musik mit 56,7 %. Leidenschaftliche Musik reduzierte die Reisekrankheit um 48,3 %, während traurige Musik gar keine Wirkung zeigte.

Die EEG-Daten zeigten unterdessen, dass sich die Gehirnaktivität der Teilnehmer im Hinterhauptslappen veränderte, wenn sie über Reisekrankheit berichteten. Das EEG maß eine weniger komplexe Aktivität in dieser Gehirnregion, wenn die Teilnehmer angaben, sich ziemlich unwohl zu fühlen. Je besser sich die Teilnehmer erholten, desto mehr kehrte die vom EEG gemessene Aktivität zu normalen Werten zurück. Es ist möglich, dass sanfte Musik Menschen entspannt und Spannungen löst, die die Reisekrankheit verschlimmern, während fröhliche Musik Menschen ablenken könnte, indem sie das Belohnungssystem des Gehirns aktiviert. Traurige Musik könnte den gegenteiligen Effekt haben, indem sie negative Emotionen verstärkt und das allgemeine Unwohlsein erhöht. 

Da das Experiment allerdings eine relativ kleine Stichprobengröße hatte, seien weitere Untersuchungen mit größeren Stichproben erforderlich, um das Verständnis der Auswirkungen von Musik auf die Reisekrankheit zu verbessern, erklärte Yue. Wichtig seien auch Studien unter realen Bedingungen, die sich anders auf das Gehirn auswirken könnten als simulierte Fahrten. Die Forscher:innen planen, diese Experimente mit Untersuchungen zu verschiedenen Formen der Reisekrankheit und der Rolle des persönlichen Musikgeschmacks fortzusetzen. 

„Basierend auf unseren Ergebnissen können Personen, die während der Reise unter Reisekrankheitssymptomen leiden, fröhliche oder sanfte Musik hören, um Linderung zu erzielen“, sagte Yue. „Die Ergebnisse dieser Studie lassen sich wahrscheinlich auch auf die Reisekrankheit während Flug- oder Seereisen übertragen.“

Quelle

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 30. September 2025