Gut informiert, aber seelisch belastet
Studie von Psycholog:innen der Universität Regensburg zeigt, dass Jugendliche in diesen Zeiten stark seelisch belastet sind und mehr Unterstützng brauchen
Kriegsereignisse, Anschläge, Klimawandel - die zahlreichen globalen Krisen, die derzeit die Nachrichten dominieren, lassen kaum jemanden kalt, vor allem Jugendliche werden davon psychisch beeinträchtigt. Wie stark Jugendliche unter der Konfrontation mit diesen Dauerkrisen leiden, zeigt eine aktuelle Studie der Uni Regensburg. Der Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg hat eine bundesweite Befragung von 2.000 Jugendlichen und Erwachsenen zwischen 16-21 Jahren durchgeführt, die ein düsteres Stimmungsbild ergeben hat.
Über die Hälfte der Jugendlichen und jungen Erwachsenen fühlt sich durch die Geschehnisse auf der Welt wie politische Krisen, internationale Konflikte (z. B. Ukraine, Naher Osten) und Gewalttaten im öffentlichen Raum belastet. Dabei erleben die Jugendlichen dies meist stark als persönliche, sie selbst betreffende Bedrohung.
Beispielsweise meiden 23 % der Befragten öffentliche Plätze wie Märkte, Konzerte oder kulturelle Veranstaltungen. Zudem fühlt sich nur gut die Hälfte in den Sorgen und Befürchtungen von Erwachsenen oder älteren Personen gehört. Etwa 60 % haben wenig Vertrauen in die Politik, dass die Krisen bewältigt werden – über 50 % haben sogar die Befürchtung, dass sich die politische Lage verschlechtern wird.
Die meisten hören mehrmals pro Woche bis täglich von diesen politischen Entwicklungen, hauptsächlich über soziale Medien, Fernsehberichte oder Gespräche mit anderen. Verstörende Videos oder Bilder von Kriegen und Konflikten, die Verwundung, Folterung, Tötung, Geiselnahme oder ähnliches zeigen, werden dabei von fast der Hälfte der Jugendlichen mindestens wöchentlich gesehen – fast jeder fünfte Jugendliche sieht solche Aufnahmen sogar täglich, männliche Jugendliche bzw. junge Erwachsene häufiger als weibliche. Dabei werden diese belastenden Szenen meist nicht absichtlich gesucht, sondern überwiegend ungewollt gesehen, z. B. durch Social-Media-Feeds oder weil ihnen die Videos zugeschickt werden.
Gewaltdarstellungen verursachen posttraumatische Stressbelastung
Die Gewaltdarstellungen führten bei vielen zu ersten Anzeichen einer posttraumatischen Stressbelastung, beispielsweise gekennzeichnet durch Nachhallerinnerungen an die Szenen (20 %), Schlafprobleme (10 %) sowie Schreckhaftigkeit (14 %). Posttraumatische Symptome werden oft durch die direkte Konfrontation mit z. B. persönlich erlebten Gewalterfahrungen ausgelöst.
Im Allgemeinen gaben 48 % der Befragten an, unter depressiven Symptomen zu leiden, weibliche Jugendliche bzw. junge Erwachsene waren davon stärker betroffen.
Wenn Jugendliche sich belastet fühlen, öffnen sie sich vorrangig privat, gegenüber dem Freundeskreis oder den Eltern. Professionelle Hilfe wie bei Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen sowie Ärzt:innen sind bei nur etwa 20 % eine wichtige Anlaufstelle.
Den Forschenden ging es in ihrer Studie auch darum, aufzuzeigen, was man dagegen tun kann. Sie empfehlen eine jugendgerechte Kommunikation, um das Vertrauen in die Politik zu stärken. Auch aktives, wertfreies und empathisches Zuhören durch Erwachsene könne helfen.
Außerdem müssten Jugendliche besser über psychologische Gesundheit und Behandlungsmöglichkeiten aufgeklärt werden. Gleichzeitig wäre der Ausbau von Therapieangeboten und niedrigschwelligen Hilfeleistungen ein wichtiges Ziel für die Zukunft.
Die Forscher:innen sind außerdem überzeugt, dass Schutzfilter in den Social Media Feeds, aber auch vor allem eine bessere Medienkompetenz wichtig seien, um den Belastungen zu begegnen. Dazu gehöre auch, den persönlichen Medienkonsum inhaltlich zu begrenzen, digitale Pausen einzulegen und sich durch Hobbys, Bewegung und Entspannung selbst etwas Gutes zu tun.
Quelle
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 26. Mai 2025