Frauen im Filmbusiness: Rausgekickt

Studie: Filme von Regisseurinnen sind richtig gut, aber unterrepräsentiert

In der Regel macht man sich im Kino keine Gedanken, ob die Regie des Films von einem Mann oder einer Frau geführt wurde - Hauptsache der Film gefällt einem, oder eben nicht. Schaut man aber genauer hin, findet man auch in diesem Bereich eine enorme Geschlechterungerechtigkeit, denn nur jeder fünfte deutsche Spielfilm (22 %) der in den Jahren 2009–2013 entstand, wurde von einer Frau inszeniert. Obwohl Frauen knapp die Hälfte der AbsolventInnen von Filmhochschulen ausmachen, erhalten sie nur 10 Prozent der Fördermittel. Und das trotz der Tatsache, dass Regisseurinnen oft Filme von hoher Qualität erstellen, denn sie erhalten häufiger Filmpreise und laufen viel erfolgreicher auf Festivals. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Medienforschung der Universität Rostock von Prof. Dr. Elizabeth Prommer und Saadi List, die passend zur Berlinale 2016 erschien.

*Frauen bekommen 65 Prozent weniger Filmförderung*
Betrachtet man die Film-Projekte, die gefördert wurden, zeigt sich, dass Männer deutlich mehr Geld für ihre Filme erhalten als Frauen. In der Summe erhalten von Frauen inszenierte Spielfilme nur ca. 65 Prozent der Fördersumme, die Männer für ihre Projekte bekommen. Durchschnittlich erhielt ein Film, den eine Frau inszeniert hat ca. 660.000 Euro Filmförderung, während ein Film, den ein Mann inszenierte über 1.000.000 Euro bekam.
Es ist aber nicht nur die geringe Filmförderung, die zur Unterrepräsentanz von Regisseurinnen führt. Meistens steht Frauen auch ein geringes Gesamtbudget zur Verfügung, was dazu führt, dass Filme von Regisseurinnen mit einer geringeren Kopienzahl starten. Filmverleiher gehen daraufhin automatisch davon aus, weniger mit dem Film verdienen zu können.

*Nur zwei Filme von Frauen knackten die Millionen-Besucher-Marke*
Unter den kommerziell erfolgreichen deutschen Kinofilmen, finden sich von Frauen inszenierte Filme nur in Ausnahmen. Von Männern inszenierte Filme verzeichnen etwa doppelt so hohe Besucher_innen-Zahlen wie Filme von Frauen. Das beschert den Kinokassen natürlich doppelten Umsatz. Laut den Forscherinnen liegt das aber vor allen an den sehr erfolgreichen Ausreißerfilmen, wie Der Medicus, Fack ju Göthe, Männerherzen und Kokowääh.
Keine einzige Frau führte Regie bei einem Film, der mehr als 10 Millionen Euro einspielte. Betrachtet man als erfolgreiche Filme, die Filme, die mehr als eine Million Besucher_innen hatten, so sind das in den betrachteten fünf Jahren nur 35 Filme. Von diesen führte nur in zwei Fällen eine Frau alleine Regie: „Almanya – Willkommen in Deutschland“ von Yasemin Samdereli (2011) und „Wüstenblume“ von Sherry Hormann (2009).

*Hohe Qualität wird zumindest mit Filmpreisen belohnt*
Dabei haben Filme von Regisseurinnen meist eine hohe Qualität. Von Frauen inszenierte Filme gewinnen häufiger Filmpreise und nehmen häufiger an Filmfestivals teil. So wird ein Film einer Frau häufig auf drei, vier oder fünf Festivals gezeigt, besonders unter den Festivalhits, die auf mehr als fünf Festivals laufen, sind viele von Frauen inszenierte Filme.

Der Bericht „Wer dreht deutsche Kinofilme? Gender-Report 2009–2013“ analysiert inwieweit sich Filme, die von Frauen inszeniert wurden von Filmen unterscheiden, bei denen Männer Regie geführt haben. Untersucht wurden Unterschiede bzgl. Höhe der Förderung, des Budget, aber auch bezüglich der Einspielergebnisse und Festivalerfolge. Untersucht wurden alle deutschen Spielfilme, die in den Jahren 2009–2013 uraufgeführt wurden.

Den vollständigen Bericht findet ihr hier ...

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 19. Februar 2016