Fies ignoriert

Studie: Antipathie schmälert Mitgefühl bei Schmerz

Wer einen fiesen Charakter hat, hält auch fiese Schmerzen aus - gemein dieser Gedanke. Auch wenn es nicht die nette Art ist, aber wenn wir ehrlich sind, fühlen wir wohl eher mit den Menschen mit, die uns sympathisch sind - zumindest, wenn es "nur" um kleinere Wehwehchen geht. Das behauptet zumindest eine aktuelle Studie. Demnach nehmen wir ein „aua, es tut soooo weh!“ weniger ernst, wenn uns unser Gegenüber unsympathisch ist.

Für die Studie bat das Forscherteam der Ghent University in Belgien 40 Freiwillige (17 Männer und 23 Frauen), sich Fotos von sechs unterschiedlichen Patienten anzuschauen. Den Fotos waren Beschreibungen zugeordnet, die von negativen (egoistisch, heuchlerisch, arrogant) über neutrale (traditionsbewusst, zurückhaltend) bis hin zu positiven Charaktereigenschaften (vertrauensvoll, ehrlich, freundlich) reichten. Anschließend betrachteten die StudienteilnehmerInnen kurze Videos der zuvor vorgestellten Patienten. Die Ausschnitte zeigten die sechs Patienten bei einer ärztlichen Behandlung. Alle gaben an, Schmerzen in der Schulter zu haben.

Die Aufgabe der Testpersonen war es nun, den Schmerz der gezeigten Patienten auf einer Skala von „schmerzfrei“ bis „unerträglicher Schmerz“ einzuschätzen. Anschließend sollten sie bewerten, welchen Eindruck die Patienten bei ihnen hinterlassen hatten, ob sie sie nett oder unfreundlich empfanden, angenehm oder unangenehm.

Das Ergebnis: Die Testpersonen werteten die Schmerzen der Patienten ab, die sie als weniger sympathisch einstuften. Auch hielt sich ihr Mitgefühl für die als „egoistisch“ beschriebenen Personen in Grenzen. „Es ist wichtig, Variabeln aufzudecken, die die Schmerzwahrnehmung durch andere beeinflussen, um Fehleinschätzungen im professionellen und privaten Umfeld zu vermeiden“, sagt Studienleiterin Liesbet Goubert.

Achtet also bei der Arztwahl immer darauf, dass die Chemie stimmt. ;-)

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 6. Oktober 2011