Fehlendes know-how

US-Studie: Mehr Teenagerschwangerschaften in US-Bundesstaaten mit "Abstinence-only"-Politik

No Sex statt safer sex war lange Zeit in den USA die Devise im "Sexualkundeunterricht", sofern er denn überhaupt vorhanden war. Vor allem unter der Präsidentschaft von George W. Bush waren Unsummen von Geld dafür ausgegeben worden, an Schulen im Rahmen von Abstinence-Only Programmen die Enthaltsamkeit zu lehren statt darüber aufzuklären, wie man Verhütungsmittel vernünftig anwendet. Wollte man mit derartiger Sexualerziehung die in den USA ausgeprochen hohe Rate von Teenagerschwangerschaften und sexuell übertragbarer Krankheiten reduzieren, ist offenbar genau das Gegenteil eingetreten.
Das haben ForscherInnen der University of Georgia in einer Studie herausgefunden, in der sie erstmals umfassende Daten aus dem Jahr 2005 über Teenagerschwangerschaften mit dem in den Bundesländern praktizierten Sexualerziehungsmodell in Beziehung setzten.

Den WissenschaftlerInnen zufolge zeigen die Daten deutlich, dass die sogenannte abstinence-ony Erziehung absolut nicht geeignet ist, Teenagerschwangerschaften vorzubeugen. Denn die geringste Rate fand sich - logisch - nicht in den abstinezpredigenden Bundesstaaten, sondern in denen mit einem etwas fortschrittlicheren Biologieunterricht. Die neun Staaten, in deren Gesetzen und Richtlinien das Wort Abstinenz überhaupt nicht auftauchte, hatten dementsprechend die niedrigste Rate an Schwangerschaften im Jugendalter, während in den Staaten, wo die Enthaltsamkeitserziehung besonders aufdringlich zelebriert wurde, die höchste Rate zu finden war.

Gar nicht überraschenderweise bedeutet das ewige "Du-sollst-keinen-Sex-vor-der-Ehe-haben" nicht, dass Jugendliche auch tatsächlich auf Sex verzichten. Es heißt aber in jedem Fall, dass sie schlechter damit umzugehen wissen. Gegner einer praxisorientierten Sexualaufklärung hatten stets befürchtet, die Demonstration von Kondom & Co vor unschuldigen Schülerohren könne zu einer nicht gewünschten, gesteigerten sexuellen Aktivität führen.

Die Forscher folgern, dass eine Erziehung zur Abstinenz definitiv nicht geeignet ist, um die Problematik in den Griff zu bekommen. Vielmehr müsse eine verpflichtende Sexualaufklärung eingeführt werden. Bisher ist die nämlich eher freiwilliger Natur. Darin sehen die WissenschaftlerInnen auch einen der Hauptgründe, warum in den USA deutlich mehr junge Frauen ungewollt schwanger werden als beispielsweise in Europa.

Die Studie im Netz

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 2. Dezember 2011