Falsche Countdowns, versteckte Kosten

Die Europäische Kommission und die nationalen Verbraucherschutzbehörden haben 399 Online-Shops unter die Lupe genommen. Ergebnis: 40 % der Online-Shopping-Sites nutzen manipulative Praktiken

Dieses Angebot gilt nur noch 1 Stunde, nur noch 5 Stück vorhanden, jetzt noch schnell ein Abo abschließen und Vorteile genießen. Ach und übrigens - wie im gut versteckten Kleingedruckten steht - betragen die  Liefergebühren 12 Euro. Die meisten von euch begegnen beim Online-Shopping solchen Praktiken, die auch Dark Patterns genannt werden. Sie sollen dazu führen, dass ihr kauft, ohne lange zu überlegen (das tolle Angebot könnte dann ja weg sein), Dinge in den Einkaufswagen schmeißt oder Abos abschließt, die ihr vielleicht gar nicht haben wolltet, oder wichtige Informationen zum Produkt überseht.

Die Europäische Kommission und die nationalen Verbraucherschutzbehörden von 23 Mitgliedstaaten sowie Norwegen und Island haben solche Praktiken nun genauer unter die Lupe genommen. Insgesamt 399 Online-Shops von Einzelhändlern, die Waren von Textilien bis Elektrogeräten verkaufen, wurden kontrolliert.

Schwerpunkt der Kontrolle waren drei bestimmte Arten manipulativer Praktiken, die Verbraucher:innen häufig dazu veranlassen, Entscheidungen zu treffen, die möglicherweise nicht in ihrem Interesse liegen. Dazu gehören falsche Countdown-Zähler, Websites, die so angelegt sind, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher zu Käufen, Abonnements oder anderen Entscheidungen gedrängt werden, und verborgene Informationen. Die Untersuchung ergab, dass 148 Websites mindestens eines dieser drei Dark Patterns enthielten.

Eindeutig unrecht

EU-Justizkommissar Didier Reynders erklärte: „Die Kontrolle hat ergeben, dass sich fast 40 % der Online-Shopping-Sites manipulativer Praktiken bedienen, um Schwächen der Verbraucherinnen und Verbraucher auszunutzen oder sie zu täuschen. Dieses Verhalten ist eindeutig unrecht und verstößt gegen die Verbraucherschutzregeln."
Reynders fordert die nationalen Behörden auf, gegen solche Praktiken zu kämpfen und die Möglichkeiten der Strafverfolgung auszuschöpfen. Er will aber außerdem prüfen lassen, ob die Verbraucherschutzvorschriften auch an das digitale Zeitalter angepasst sind und Dark Patterns, wie die oben beschriebenen, darin ausreichend berücksichtigt sind.

42 Websites verwendeten falsche Countdown-Zähler mit Fristen für den Kauf bestimmter Produkte

54 Websites drängten die Verbraucher:innen zu bestimmten Entscheidungen – von Abonnements bis hin zu teureren Produkten oder Lieferoptionen – entweder durch ihre visuelle Gestaltung oder sprachliche Mittel.

Bei 70 Websites wurde festgestellt, dass sie wichtige Informationen verbergen oder so darstellen, dass sie für die Verbraucher:innen schlechter erkennbar sind. Dazu gehörten beispielsweise Angaben zu Lieferkosten, zur Zusammensetzung der Produkte oder zu einer preisgünstigeren Alternative. 23 Websites verbargen Informationen mit dem Ziel, Verbraucher:innen zum Abschluss eines Abonnements zu bewegen.

Die Untersuchung umfasste auch Apps von 102 der geprüften Websites, von denen 27 ebenfalls mindestens eine der drei Arten von Dark Patterns aufwiesen.

Die nächsten Schritte

Die nationalen Behörden werden sich nun mit den betroffenen Händlern in Verbindung setzen, damit diese die Mängel auf ihren Websites beheben, und erforderlichenfalls gemäß ihren nationalen Verfahren weitere Maßnahmen ergreifen.

Ergänzend dazu wird sich die Kommission auch an jene Online-Händler wenden, die 2022 in einer Studie zu unlauteren Geschäftspraktiken im digitalen Umfeld ermittelt wurden, und sie auffordern, die hier festgestellten Mängel zu beheben.

Darüber hinaus sammelt die Kommission Rückmeldungen, ob die Richtlinien mit Bezug zum Verbraucherschutz auch ausreichend im digitalen Umfeld schützen.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 2. Februar 2023