Vorlesen und diskutieren besser als Hausaufgabenhilfe

PISA-Sonderauswertung: Vorlesen im Kleinkindalter stärkt Lesevermögen von Teenagern

"Es war einmal..." - Wenn Eltern ihren Kindern Märchen und andere Geschichten vorlesen, sorgen sie nicht nur dafür, dass ihr Nachwuchs besser einschlafen kann, sondern verhelfen ihren Kindern auch noch zu besseren Schulleistungen. Ein aktueller PISA-Test ergab, dass SchülerInnen, die von ihren Eltern im Vor- und Grundschulalter vorgelesen bekommen hatten, besser lesen konnten als Kinder, in deren Familien nicht gelesen wurde. Wie aus der OECD-Studie „Let’s Read Them a Story! The Parent Factor in Education” hervorgeht, ist dieser Zusammenhang in Deutschland und in Neuseeland besonders stark ausgeprägt. Bei 15-jährigen SchülerInnen, die in Deutschland an den PISA-Tests teilgenommen hatten, lagen die Leseergebnisse im Schnitt um 51 Punkte höher, wenn ihre Eltern ihnen in den ersten Schuljahren vorgelesen hatten. Zum Vergleich: 39 Punkte entsprechen dem Fortschritt zwischen zwei Schuljahren.

Dabei kann man die positive Wirkung des Vorlesens sogar quer durch alle sozialen Gruppen beobachten. Auch andere Beschäftigungen, die Kinder und Jugendliche dazu anregen, Wörter in einen größeren Bedeutungsrahmen zu setzen, haben offenbar diesen Effekt: zum Beispeil Lieder singen, selber Geschichten erzählen und bei Älteren: Diskussionen über Gesellschaft und Politik. So schnitten 15-Jährige, deren Eltern ein aktives Interesse an ihrem Leben und ihren Gedanken zeigten, ebenfalls besser ab in puncto Lesefähigkeit. Bei der Befragung stellte sich auch heraus, dass bestimmte Eltern-Kind-Aktivitäten förderlicher sind als andere: Zum Beispiel profitierten 15-Jährige mehr von Gesprächen mit den Eltern - besonders über politische oder soziale Themen - als von einem gemeinsamen Besuch einer Bibliothek oder einer Buchhandlung.

Die Studie wertete Daten aus der PISA-Erhebung 2009 aus. In 14 Ländern waren zusätzlich zu den Schülertests auch Fragebögen an die Eltern der Teilnehmer verteilt worden. Darin wurde unter anderem nach dem Bildungshintergrund der Eltern, nach ihrem Beruf und nach ihrer Einkommensgruppe gefragt. Außerdem wurde erfasst, welche Rolle Bücher in den jeweiligen Haushalten spielten und ob die Eltern das Leseverhalten der Kinder in den ersten Schuljahren aktiv geprägt hatten.

“Die Studie belegt, dass Eltern einen entscheidenden Beitrag zum schulischen Erfolg ihrer Kinder leisten können. Dafür brauchen sie keinen Doktortitel und müssen auch nicht Stunden mit der Betreuung von Hausaufgaben zubringen“, sagt OECD PISA-Experte Andreas Schleicher. Wichtig sei es vielmehr, mit den Kindern regelmäßig über die Schule zu sprechen, ihnen eine hohe Wertschätzung von Bildung zu vermitteln und auf Schwierigkeiten gemeinsam einzugehen. „Bessere Leistungen sind auch dort sichtbar, wo Eltern hohe Anforderungen an Schulen stellen und diese aktiv einfordern.“

Mehr dazu auf LizzyNet

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 21. Mai 2012