Diebe fest im Blick

Forschung: Mit Postern gegen Fahrradklau

Ha! Endlich! Schluss mit Dreifachschlössern, teuren Fahrradversicherungen und der ständigen Angst um den geliebten Drahtesel. ForscherInnen der Newcastle University haben eine ebenso wirksame wie preiswerte Lösung gefunden, wie Fahrräder vor Diebstahl beschützt werden können: Ein Plakat mit blickenden Augen! Denn unter dem gestrengen Blick fühlen sich Diebe einfach gehemmt und ziehen unverrichterter Dinge von dannen. Das vermuten zumindest die WissenschaftlerInnen um Daniel Nettle, die über einen Zeitraum von 24 Monaten Daten zu Fahrraddiebstählen auf einem Universitätscampus - mit und ohne Augen - ausgewertet haben.

Sie ließen an drei Stellen auf dem Campus, an denen laut Fahhraddiebstahlregister üblicherweise reihenweise Fahrräder gestohlen werden, die streng blickenden Plakat-Augen auf die Fahrraddiebe herabblicken. Auf dem Plakat war neben dem bösen Blick die Aufschrift "Cycle Thieves - We are watching you" zu lesen ("Fahrraddiebe, wir haben euch im Blick"). Außerdem der Name ‘Operation Crackdown’ sowie ein Logo der örtlichen Polizei. Als Vergleich diente der restliche Campus.

Im Jahr vor der Plakataktion wurden in den Experimental-Bereichen 39 Fahrräder gestohlen, in den 12 Monaten, als dort die Plakate hingen, waren es nur noch 12 Fahrräder. In den anderen Bereichen des Campus waren im Jahr vor dem Experiment 31 Fahrräder gestohlen worden, in dem Jahr nach dem Experiment 52 Fahrräder. Die Zahlen weisen daraufhin, dass die Augen ihre Wirkung tun und Diebe ihrer fragwürdigen Tätigkeit lieber außerhalb des Blickfeldes der Augen nachgehen. Allerdings haben die Augen zwar das Zeug, dem Dieb für den Moment das unangenehme Gefühl der Beobachtung zu vermitteln, nicht aber, ihn grundätzlich von seinem unmoralischen Tun abzubringen. Denn die Diebe wichen schlichtweg auf andere Gebiete aus, dort kam es dann entsprechend zu einem Anstieg von Diebstahlfällen.

Möglicherweise befürchteten die Diebe, dass mit den Plakaten auch eine insgesamt stärkere Überwachung - etwa über Kameras - einhergeht. Insofern könnte das sogenannte Watching-eyes-Phänomen natürlich schnell nachlassen, wenn sich dann zeigt, dass dem gar nicht so ist oder wenn allgemein bekannter wird, dass blickende Augen häufiger zu solchen Zwecken eingesetzt werden.

Der Effekt der blickenden Augen ist nämlich auch in anderen Zusammenhängen schon untersucht worden, offenbar können sie Menschen zu mehr Großzügigkeit oder Ehrlichkeit verleiten.

Vielleicht - so hoffen die Forscher - setzt das Beobachtungsgefühl aber so automatisch ein, sobald wir Augen sehen, dass der Effekt sich nicht durch Gewöhnung abnutzt. Und dann könnte diese preiswerte Verrbrechensprävention auch dauerhaft eingesetzt werden.

Probiert es doch einfach selbst mal aus: Schützt eurer Fahrrad vor Diebstahl oder euer Tagebuch vor unerwünschten Fremdlesern - einfach auf jede Seite böse blickende Augen kleben und drunter schreiben: Big Sister is watching you ;-).

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 18. Dezember 2012