Die Wahrheit

Einsendung zum Schreibwettbewerb Dr. Futura im Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung

Mit einer eleganten Bewegung drückt Dr.Futura den Anti-Schmerz-Knopf auf dem Monitor. Der Patient seufzt erleichtert auf. „Ich habe sie nicht geheilt“, sagte die Ärztin sanft, „Ich mache, dass sie sich gesund fühlen. Das ist es doch worauf es ankommt, oder?“ Der Patient sah sie verwirrt an. „Wie meinen sie das? Bin ich etwa nicht gesund?“ „Nein, dass sind sie nicht...“ „Aber ich habe doch gar keine Schmerzen mehr.... Ich fühle mich doch gar nicht krank!“ protestierte der Patient.
„Das liegt daran, dass ich den Anti-Schmerz-Knopf gedrückt habe, er lässt, wie sein Name schon sagt alle Schmerzen sofort verschwinden. Würde ich ihn deaktivieren, würden sie die Schmerzen wieder spüren.“ „Sie sind aber ein schlechter Arzt!“, schimpfte der Patient, stand auf und ging in Richtung Tür. „Aber das liegt doch nicht an mir. Verstehen sie denn nicht, was ich damit sagen will? Die meisten Krankheiten sind schon vor langer Zeit nicht mehr heilbar gewesen. Das behaupten die Ärzte immer nur, damit die Menschen keine Panik bekommen. Aber eine Krankheit wirklich heilen, dass kann schon lange kein Arzt mehr. Die stoppen immer nur die Schmerzen.“ „Und warum erzählen sie ausgerechnet mir das?“ , fragte der Patient skeptisch. „Weil ich finde, dass meine Patienten.... nein alle Menschen das Recht darauf haben, zu wissen, dass sie nicht gesund sind. Das ist kein Berufsgeheimnis!“ „Danke“, sagte der Patient noch nachdenklich, bevor er hinter der Tür verschwand.

Dr. Futura ging auf ihre noch weiße Tapete zu, entfernte das Glas über dem schwarzen Knopf der dort hing und drückte ihn. Sofort verschwand die Arztpraxis um sie herum und wurde zu einem gemütlichen Wohnzimmer. Sie ließ sich auf ihren gut gepolsterten Sessel fallen. Sie überlegte, wann das alles rauskommen würde. Schon seit einer Woche verriet sie ihren Patienten, dass sie nicht geheilt waren. Es würde nicht mehr lange dauern. Dann würde man sie festnehmen... wegen dem Erzählen von Lügen, die vielen Menschen Angst machten. Sie war fest davon überzeugt, dass richtige getan zu haben. Die Menschen mussten es einfach wissen!

Plötzlich hörte sie die Sirenen der Polizei. „So als hätten sie meine Gedanken gelesen“, flüsterte Dr. Futura mit böser Vorahnung in die Stille ihrer leeren Wohnung hinein. Wenige Minuten später bestätigte sich ihr Verdacht. Es klingelte Sturm und es wurde an ihre Tür geklopft.
„Aufmachen! Sofort aufmachen! Das ist ein Befehl!“ rief eine tiefe Stimme. Dr. Futura blieb in ihrem Sessel sitzen. Es machte keinen Unterschied ob sie ihnen jetzt öffnete und sie mit einem unschuldigen Lächeln begrüßte oder wartete, bis sie sich selbst Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft hatten. Also wartete sie. Sie hörte, wie ihr Handscanner „Einbrecher, Einbrecher, Einbrecher“ rief und kurz danach „Polizistenausweis? Durchsuchungsbefehl?....Vorgang wird bearbeitet....
"Willkommen“ Sekunden später standen drei Polizisten in ihrem Wohnzimmer.
„Warum haben sie nicht aufgemacht!?!“, schnautzte der eine. „Das ist jetzt nicht so wichtig. Sie sind festgenommen Dr.Futura.“, sagte ein anderer und hielt ihr ein Papier hin, auf dem Unterschriften von einigen ihrer Patienten gesammelt worden waren. „Wir haben mehrere Zeugenaussagen, dass sie glaubwürdige Lügen über unsere Ärzte erzählen. Sie haben das Recht zu schweigen, alles was sie sagen kann vor Gericht gegen sie verwendet werden.“, erklärte der dritte Polizist. Dr. Futura ließ sich von einem der Drei Handschellen anlegen und wurde dann zum Fahrstuhl gebracht.

Als sie unten angekommen waren und die Fahrstuhltüren auseinander gegangen waren sah Dr. Futura zu ihrem erstaunen, dass sich viele Menschen vor ihrer Haustür versammelt hatten.
Alle riefen durcheinander. „Was ist passiert?“ „DR. FUTURA!“ „Warum wird sie festgenommen?“ „Dr. Futura wird festgenommen? Es muss sich um einen Irrtum handeln...“ Auf einmal hörte sie eine unüberhörbare, laute
Stimme: „Warum nehmen sie sie fest? Wenn sie wirklich nur Lügen erzählt ist sie doch total harmlos! Ich denke sie sagt die Wahrheit. Die Ärzte können uns schon lange nicht mehr heilen. Sie stoppen nur die Schmerzen!
Nicht die Ursache der Schmerzen!“ Dr. Futura erkannte die Stimme und einen Augenblick später kam ihr Patient von heute morgen, mit einem Mikrofon in der Hand in ihr Sichtfeld. Einer der Polizisten stürzte auf ihn zu und nahm ihn mit den Worten „Das ist ein Komplize!“ fest. „Denkt darüber nach!“ rief ihr Patient noch. Dann bekam er den Mund zugehalten.

„Sehr glaubwürdig... muss ich schon sagen. Bitte gehen sie jetzt alle.“, rief ein Polizist etwas belustigt um die Situation unglaubhaft zu machen. „Lassen sie sich keine Märchen mehr erzählen!“, rief nun auch Dr. Futura bevor auch ihr der Mund zugehalten wurde. Die anderen Leute sahen etwas verzweifelt aus, unentschlossen was sie glauben sollten. Die beiden Gefangenen wurden in den Polizeiwagen gebracht. Die ganze Fahrt über war es still. Dr. Futura und ihr Patient tauschten aufmunternde Blicke aus. Im Auto war es stickig und die Fahrt zog sich lang. Die Polizisten, die nicht am Steuer saßen beobachteten die beiden die ganze Zeit über. An der Polizeistation angekommen wurden die beiden aus dem Auto gezerrt. Nachdem einer der Polizisten seine Hand auf den Handscanner gelegt hatte, wurden sie in die Polizeistation geführt und bald darauf zu einer grauen, steilen Treppe. Einer der Polizisten ging um den Vorfall zu protokollieren. „Geht da runter!“, befahl einer der jetzt nur noch zwei Polizisten. Da unten war es jetzt zu kalt und es gab nur ein paar schwach leuchtende Glühbirnen, die von der trostlosen Decke herunter hingen. Dr. Futura wurde zuerst in eine der kleinen Zellen gesteckt. Danach ihr Patient in die daneben. „Ihnen ist hoffentlich klar, dass der Vorfall nicht vor das Gericht kommt“, sagte einer der Polizisten mit kalter Stimme, „Das würde viel zu viel Aufmerksamkeit erregen.“

Als die beiden Polizisten gegangen waren sagte Dr. Futura: „Hier ist es wirklich so, wie in diesen Horrorfilmen.“ „Ja, das ist es.“, stimmte ihr Patient zu. Danach schwiegen sich die beiden nur noch an. Beide hatten die gleiche Frage. Was würde jetzt mit ihnen passieren?

Autorin / Autor: von Laura, 12 Jahre