Die Nützlichkeit von Schrumpelfingern

Mit Kräuselhaut lässt sich besser greifen

Während viele ForscherInnen sich nur noch mit der Untersuchung kleinster Moleküle und feinster Hirnströme in menschlichen Körpern zufrieden zu geben scheinen, gibt es glücklicherweise doch noch WissenschaftlerInnen, die endlich die wirklich großen ungelösten Fragen entschlüsseln. Eine davon ist: Warum wird unsere Haut eigentlich so eigentümlich schrumpelig, wenn wir baden oder schwimmen?

Die bisherigen Erklärungsansätze brachten das Phänomen mit Osmose zusammen: Die Haut "quelle" sozusagen auf, weil das Wasser in die Hautzellen strömt, um die dortige höhere Ionenkonzentration gegenüber der niedrigeren im Wasser auszugleichen. In Wirklichkeit passiert aber Folgendes: die Blutgefäße in der Fingerkuppe ziehen sich zusammen und verringern ihren Umfang, dadurch wird die Haut uns quasi "zu groß". Und da fast nichts in unseren Wunderkörpern einfach nur so geschieht, wollten bereits mehrere ForscherInnen herausfinden, was dahinter steckt. Eine Theorie, die sich plausibel anhörte war, dass wir mit nassen Fingern besser greifen können, weil die Hautfalten ähnlich wie ein Reifenprofil für eine bessere Haftung sorgen.

*Der Murmeltest*
Die britischen Wissenschaftler Kyriacos Kareklas, Daniel Nettle und Tom Smulders von der Newcastle University theoretisierten nicht lange, sondern machten gleich die Probe aufs Exempel - und zwar mit 20 Testpersonen, die Murmeln mithilfe des Daumens und des Zeigefingers von einem Behälter in den anderen bewegen sollten - einmal mit nassen und eingeweichten Händen, einmal mit trockenen Fingern. Auch die Murmeln lagen in der ersten Hälfte der Testzeit im Wasser, in der zweiten Hälfte kamen sie aus dem Trockenen. Bei allen Testdurchläufen wurde dann die Zeit gestoppt.

*Schrumpelfinger greifen besser*
Die Erwartungen der Wissenschaftler bestätigten sich: Im Bewegen von trockenen Murmeln waren alle Testpersonen schneller - egal ob mit nassen oder trockenen Händen. Die nassen Murmeln aber ließen sich eindeutig besser und schneller bewegen, wenn die Testpersonen sie mit Schrumpelfingern griffen.

So kommen die Hautfalten, die wir beim Baden oder Schwimmen meist als sehr unangenehm empfinden, also doch noch zu ihrer Sinnhaftigkeit: Sie scheinen tatsächlich die Haftung bei feuchten und nassen Gegenständen zu verbessern. Das gleiche gilt ja auch für die Zehen, deren Haut sich ebenfalls kräuselt. Auch hier entwickelt sich in nasser Umgebung ein sicherer Halt. Möglicherweise entwickelte sich diese Fähigkeit schon bei den frühen Menschen, die noch mit Hand und Fuß im Wasser nach Nahrung suchen mussten. Auch wenn wir diese Fähigkeit heute nicht mehr so oft benötigen, ist es gut zu wissen, aus welchem Grund unsere Haut im Wasser schrumpelig wird, oder? Und wer weiß, vielleicht brauchen wir ab und an doch noch diese Funktion - zum Beispiel beim Muschelsammeln im nächsten Strandurlaub ;-).

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 9. Januar 2013